Weih|ge|schenk 〈n. 11〉 den Göttern od. Gott dargebrachtes Geschenk (als Dank, Bitte, Buße usw.); Sy Weihgabe
* * *
Weih|ga|be, die, Weih|ge|schenk, das (bes. kath. Kirche):
* * *
Weihgeschenk,
griechisch Anạthema, Anathem, in den Kulturen des Alten Orients und im Mittelmeerraum die einer Gottheit dargebrachte einmalige Gabe, die für eines ihrer Heiligtümer (oder deren Priesterschaft) gestiftet oder an einer natürlichen Kultstätte (Quelle, Grotte) niedergelegt wurde. Ein Weihgeschenk gehörte der Gottheit und konnte nicht weitergeschenkt oder veräußert werden. Die Bezeichnung Votiv kann synonym verwendet werden, wird jedoch vorwiegend für die in fast allen Kulturen vorkommenden Werke der Kleinkunst gebraucht. Anlass waren Dank und Gelübde, Bitte um eine Gunst oder der Versuch, eine offenbar zürnende Gottheit zu versöhnen. Das Weihgeschenk hatte anscheinend einen gewissen Vertragscharakter (Geschenk und Gegengeschenk), das repräsentative Weihgeschenk war wohl auch Statussymbol und diente zum Teil propagandistischen Zielen (Legitimation von Macht und Herrschaft). Die Weihgeschenke konnten z. B. Nahrungsmittel, Kleidung und Schmuck für die Gottheit, Kultgefäße, Tiere, Menschen, Ländereien, Tempel u. a. Bauten sein. Nach siegreichen Kriegen erhielten Götter, deren Hilfe man angerufen hatte, einen (bei den Griechen den zehnten) Teil der Beute. Häufige Weihgeschenke waren Gegenstände, mit denen Erfolge errungen worden waren (Waffen, Rennwagen, Musikinstrumente, Theatermasken) oder die der Ehrung dienten (panathenäische Preisamphoren, choregische Monumente). Einen großen Anteil an Weihgeschenken stellen Kunstwerke; sie wurden in den Heiligtümern teils in Schatzhäusern aufbewahrt, teils im Freien oder auch in den Stoen aufgestellt. Die Heiligtümer besaßen zum Teil Tausende von Statuen, z. B. die in Stein gemeißelten archaischen Koren und Kuroi (vielleicht siegreiche Athleten) und bronzene Bildwerke; hierzu gehören z. B. der Diadumenos von Polyklet und der Wagenlenker von Delphi, der Teil eines wohl von einem Wettkampfsieger aufgestellten Bronzegespanns war. Zahlreich sind die Weihreliefs, ferner wurden figürlich bekrönte Säulen (z. B. mit Sphinxfigur), Siegesmale mit umfangreichen Programmen (z. B. das große Attalische Weihgeschenk) und fürstlichen Familiensanktuarien mit Statuenprogramm (z. B. das Philippeion in Olympia) errichtet.
* * *
Universal-Lexikon. 2012.