Ta|bu|la|tur 〈f. 20; Mus.〉
1. 〈14.-16. Jh.〉 Tafel mit den Regeln für den Meistergesang
2. 〈14.-18. Jh.〉 System von Notenschrift für Instrumentalmusik
[zu lat. tabula „Brett, Tafel“]
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I Tabulatur
[zu lateinisch tabula »Tisch«, »Tafel«, »Brett«] die, -/-en,
1) Literatur: Normenbuch des Meistersangs, in dem die Regeln für die Schaffung und Bewertung der Meistersingerlieder verbindlich festgelegt waren. Die Tabulatur enthielt Regeln zur Form, zum Inhalt und zur Vortragspraxis. Tabulaturen gab es seit dem Ende des 15. Jahrhunderts.
2) Musik: eine Griffschrift im Unterschied zur Tonschrift; vom 14.-18. Jahrhundert die Notierung von Musik für mehrstimmige solistische Instrumente (Orgel, Cembalo, Laute; gelegentlich auch für Harfe und Viola); für volkstümliche Instrumente wie Gitarre, Zither, Akkordeon, Ukulele noch heute gebräuchlich. Statt der Noten werden primär Buchstaben, Ziffern und andere Zeichen (auch kombiniert mit Noten) in verschiedenen Systemen verwendet. Tabulaturen für Holzblasinstrumente (in der Art von Grifftabellen) dienen vorwiegend didaktischen Zwecken. Bis ins 18. Jahrhundert bezeichnet Tabulatur auch die Übertragung von mensural notierter, mehrstimmiger Musik in ein Klavier- oder Partitursystem (Intavolieren).
Die zwei Hauptformen der Tabulatur im engeren Sinn sind die Orgel- oder Klaviertabulatur und die Lautentabulatur. In der »älteren« deutschen Orgeltabulatur (etwa 1325-1570) wird die Oberstimme in Mensuralnotation notiert, die Unterstimmen in Buchstaben, deren Tondauern in Zeichen, die aus der Mensuralnotation abgeleitet sind. In der »neueren« deutschen Orgeltabulatur (etwa 1570-1750) sind alle Stimmen mit Buchstaben bezeichnet. Die spanische Orgeltabulatur verwendet statt der Buchstaben Ziffern, die italienische und die französische benutzen Mensuralnoten in zwei Systemen mit unterschiedlicher Anzahl von Linien.
Die Lautentabulatur bezeichnet als Griffschrift die Kreuzungsstellen von Saiten und Bünden; die Tondauer wird nicht angegeben; festgelegt wird nur, auf welche Taktzeit ein Ton zu zupfen ist. Zusatzzeichen geben Ornamentik und Fingersatz an. Die spanische und die italienische Lautentabulatur (16. Jahrhundert) bezeichnen die Bünde mit Ziffern in einem System von sechs Linien; die tiefste Linie entspricht meist der höchsten Saite, gemäß der Spielhaltung. In der französischen (fünflinigen) Lautentabulatur (16.-18. Jahrhundert) dagegen entspricht der höchsten Saite die oberste Linie; statt der Ziffern verwendet sie Buchstaben. Die linienlose deutsche Lautentabulatur (16. Jahrhundert) gibt für jede Kreuzungsstelle ein besonderes Zeichen an; rhythmische Einheiten werden durch regelmäßige Taktstriche zusammengefasst, Tondauern durch Notenzeichen (Notenhälse) wiedergegeben.
Tabulatur
Musik: eine Griffschrift, die statt der Noten Buchstaben, Ziffern und Zusatzzeichen verwendet, vom 14.-18. Jahrhundert Form der Notation von Musik für mehrstimmig spielbare Instrumente (Orgel, Cembalo, Laute u. a.). Hauptformen sind die Orgel- oder Klaviertabulaturen, bei der Mensuralnoten, Buchstaben und Ziffern benutzt werden, und die Lautentabulatur. Heute ist die Tabulatur noch als eine spezielle Form der Notation von Musik für Bundinstrumente (Gitarre, Banjo, Mandoline u. a.) gebräuchlich. Melodien und Akkorde werden als Griffe in ein Liniensystem notiert, das der Saitenzahl und -anordnung entspricht. Man nutzt diese Griffschrift — leider nicht vereinheitlicht — in Druckausgaben für notenunkundige Käufer, vor allem aber als Lernhilfe für Anfänger. Es werden Tabulaturen unterschieden, aus denen melodisch-harmonische Verläufe ersichtlich sind, und Griffdiagramme, die nur einen bestimmten Akkord wiedergeben.
Tabulaturbeispiel: »Yesterday« (John Lennon/Paul McCartney, 1965)
a) Saitenfolge: tiefste Saite unten, höchste Saite oben
b) Abkürzung und Symbol für Tabulatur
c) gegriffener Bund auf der bezeichneten Saite
d) rhythmische Notierung: Viertel als Grundschlag, größere Werte mit Überbindung
Griffdiagrammbeispiel:
a) Akkordsymbol
b) x = nicht gegriffene (abgedämpfte) Saite
c) Barré (Querschnitt) mit Fingerangabe
d) Bundstäbchen
e) gegriffener Bund mit und ohne Fingerangabe
f) Lagenbezeichnung (römische Ziffer)
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Universal-Lexikon. 2012.