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Geodäsie
Erdvermessung; Vermessungskunde

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Geo|dä|sie 〈f. 19; unz.〉 Vermessungskunde u. Erdmessung ● höhere \Geodäsie mit Berücksichtigung der Erdkrümmung; niedere \Geodäsie ohne Berücksichtigung der Erdkrümmung [<grch. ge „Erde“ + daiein „teilen“]

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Geo|dä|sie, die; - [griech. geōdaisi̓a = Erd-, Landverteilung]:
Wissenschaft von der Vermessung der Erde u. Technik ihrer Vermessung.

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Geodäsie
 
[griechisch »Erdverteilung«, »Landverteilung«] die, -, Vermessungskunde, die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche. Sie wird in die Erdmessung, die Landesvermessung (auch Geodäsie im engeren Sinn, englisch geodesy) und die Einzelvermessungen (veraltet: Feld- oder Landmessung, englisch surveying) unterteilt. In der Erdmessung und der Landesvermessung müssen die Krümmungsverhältnisse und das Schwerefeld der Erde berücksichtigt werden, bei den Einzelvermessungen reicht eine Horizontalebene als Bezugsfläche für die Lagemessungen aus.
 
Die Erdmessung hat die Gestalt der Erde und das äußere Schwerefeld im Großen zu erfassen. Sie legt hierzu eine Anzahl von Festpunkten sowie die äußeren Niveauflächen einschließlich des Geoids in einem geozentrischen räumlichen Koordinatensystem fest. Ferner stellt sie das mittlere Erdellipsoid (Erde) als Standard-Erdmodell bereit. Zur Lösung dieser Aufgaben finden die Verfahren der Satellitengeodäsie und die Ergebnisse der Gravimetrie Verwendung, auf den Kontinenten werden daneben die astronomischen und geodätischen Messungen der Landesvermessung benutzt.
 
Die Landesvermessung (Landesaufnahme) stellt durch Verfahren der Satellitengeodäsie, durch astronomische Ortsbestimmungen, durch Triangulationen, durch Trilateration und durch Polygonzüge die auf ein Referenzellipsoid bezogenen Lagefestpunktfelder bereit. Durch Nivellement sowie durch trigonometrische Höhenmessung werden die auf eine Niveaufläche nahe dem Geoid (Normalnull) bezogenen Höhenfestpunktfelder bestimmt. Durch Schweremessungen (Gravimetrie) werden die Schwerefestpunktfelder bestimmt.
 
Die Einzelvermessungen legen in Form der topographischen, der Kataster- und der Ingenieurvermessungen die Detailformen der Erdoberfläche fest. Dabei dienen die topographischen und photogrammetrischen Vermessungen der topographischen Landesaufnahme zur Herstellung der topographischen Landeskartenwerke (Maßstäbe 1 : 5 000 bis 1 : 200 000). Die Katastervermessungen bilden die Grundlage für die Karten (1 : 500 bis 1 : 5 000) des Liegenschaftskatasters, die auch in der Planung und Bodenordnung benötigt werden. Ingenieurvermessungen sind bei den verschiedensten bau- und kulturtechnischen Projekten notwendig. Bei den Einzelvermessungen werden die Festpunktfelder der Landesvermessung so weit verdichtet, dass anschließend die Einzelobjekte terrestrisch durch Messen oder Absetzen von Winkeln (mittels Winkelprisma oder Theodolit) und Distanzen sowie Nivellements oder photogrammmetrisch aufgenommen werden können.
 
Geschichte:
 
Das Wort Geodäsie kommt bereits bei Aristoteles vor. Nachdem die Gradmessungen über 2 000 Jahre als geodätische Methode zur Bestimmung der Erddimensionen dienten, erfuhr die Geodäsie Anfang des 19. Jahrhunderts. durch die Arbeiten von C. F. Gauss, F. W. Bessel u. a. eine wissenschaftliche Durchdringung. Das systematische Werk »Die mathematischen und physikalischen Theorien der höheren Geodäsie« (2 Bände, 1880) von F. R. Helmert weist der Geodäsie eine eigenständige Bedeutung zu. - Die internationale Kooperation in der Geodäsie wird durch die »International Association of Geodesy« (gegründet 1862 in Berlin als »Mitteleuropäische Gradmessung«, J. J. Baeyer) in der Internationalen Union für Geodäsie und Geophysik und durch die »Fédération Internationale des Géomètres« (gegründet 1878) wahrgenommen. Die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen obliegt in Deutschland der »Deutschen Geodätischen Kommission« (Abkürzung DGK) und dem »Deutschen Verein für Vermessungswesen e. V.« (DVW).
 
Literatur:
 
Hb. der Vermessungskunde, hg. v. W. Jordan u. a., 15 Bde. (101956-72);
 W. Heiskanen u. H. Moritz: Physical Geodesy (San Francisco, Calif., 1967);
 W. Torge: G. (1975);
 W. Torge: Geodesy (21991);
 H. Kahmen: Vermessungskunde(181993).
 

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Geo|dä|sie, die; - [griech. geōdaisía = Erd-, Landverteilung]: Wissenschaft von der Vermessung der Erde u. Technik ihrer Vermessung; Vermessungswesen.

Universal-Lexikon. 2012.