Sinn Fein 〈[ʃın fɛın] f.; - -; unz.〉 1905 gegründete nationalistische Partei u. Bewegung in Irland [irisch, „wir allein“]
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Sinn Féin
['ʃɪn 'feɪn; irisch »wir selbst«], irische republikanische Partei; 1905 u. a. von A. Griffith gegründet, hervorgegangen aus verschiedenen nationalistischen Gruppierungen (besonders »Vereinigung der Gaelen«, gegründet 1900; »Gael. Liga«, gegründet 1893). Als Trägerin der Unabhängigkeitsbewegung propagierte Sinn Féin einen kulturellen Nationalismus, protektionistische Wirtschaftspolitik und die Nichtanerkennung der Autorität des britischen Parlaments für Irland. Ursprünglich auf die Durchsetzung ihrer Ziele mit politischen Mitteln bedacht, wurde Sinn Féin nach dem Osteraufstand von 1916 zum Sammelbecken der radikalen nationalistischen und republikanischen Kräfte (z. B. der »Irish Republican Brotherhood«). Seit 1917 unter Führung von E. de Valera, nahm Sinn Féin die bei der Wahl 1918 gewonnenen Sitze im britischen Parlament (73 von 105 irischen Sitzen) nicht an, sondern bildete 1919 das erste irische Parlament, das von Großbritannien jedoch nicht anerkannt wurde. Infolge der auch gewaltsamen Auseinandersetzungen um den angloirischen Vertrag über die Errichtung eines Irischen Freistaats unter Abtrennung eines Teils der Provinz Ulster (1921) spaltete sich Sinn Féin: Befürworter des Vertrages bildeten 1923 eine neue »Vereinigung der Gaelen«, aus der die Partei Fine Gael hervorging; von den als Sinn Féin verbleibenden Gegnern des Vertrages, die das irische Parlament boykottierten, spaltete sich 1926 eine Mehrheit unter de Valera als Fianna Fáil ab. Die fortbestehende radikale Sinn Féin verlor zunehmend an Bedeutung. Nach Beginn der Unruhen in Nordirland (1969) schloss sich der linke Flügel der Arbeiterpartei an, die nationalistische Faktion gründete die »Provisional Sinn Féin«, den politischen Arm der IRA. Seit den 80er-Jahren nahm die Partei wieder an Wahlen teil, erhielt aber bis in die 90er-Jahre wenig Unterstützung. Unter dem Einfluss des Parteipräsidenten (seit 1983) G. Adams, der die Sinn Féin an einer politischen Lösung des Nordirlandkonflikts zu beteiligen suchte, kam es zu Gewaltverzichtserklärungen der IRA (Waffenstillstand ab 1. 9. 1994, am 9. 2. 1996 durch Rückkehr zum Terror beendet; neue Waffenstillstandserklärung mit Wirkung vom 20. 7. 1997). Bei den Wahlen eines Gremiums für Friedensgespräche am 30. 5. 1996 erhielt die Sinn Féin 15,5 % der Stimmen, durfte aber erst ab September 1997 an den Allparteienverhandlungen teilnehmen. Nach Unterstützung des Abkommens von Stormont (10. 4. 1998) errang die Sinn Féin bei den Wahlen zum nordirischen Regionalparlament am 25. 6. 1998 17,6 % der Stimmen (18 von 108 Sitzen). (Nordirland, Geschichte)
R. P. Davis: Arthur Griffith and non-violent S. F. (Dublin 1974);
L. Clarke: Broadening the battlefield. The H-blocks and the rise of S. F. (ebd. 1987);
P. Taylor: Provos. The IRA and Sinn Fein (London 1997).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Irland: Die irische Frage (bis 1922)
Universal-Lexikon. 2012.