Se|mi|tịs|tik 〈f.; -; unz.〉 Lehre von den semit. Sprachen u. Literaturen
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Semitịstik
die, -, Zweig der Orientalistik, der sich mit den Sprachen, Kulturen und der Geschichte der semitischen Völker befasst, die seit über 4 000 Jahren im Vorderen Orient durch Texte bezeugt sind und von den Akkadern bis zu den heutigen Arabern reichen. Unter Semitistik versteht man im Besonderen die Philologie und Linguistik der semitischen Sprachen, die über einzelsprachliche Untersuchungen hinaus die geschichtliche Entwicklung der semitischen Sprachen in ihren Gemeinsamkeiten, Besonderheiten und Beziehungen untereinander sowie ihre Stellung im größeren Rahmen der hamitosemitischen Sprachen erforschen. Die Semitistik ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus dem sprachlichen Teilbereich der alttestamentlichen Wissenschaft hervorgegangen und hat wesentliche Impulse von der historisch-komparativen Methode der Indogermanistik erhalten. Seit den Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Standardwerken zur Semitistik hat sich das Fach durch Entdeckung bis dahin unbekannter und durch Vermehrung und Erschließung des Textmaterials ausgestorbener semitischer Sprachen sowie durch Aufnahme und Auswertung heute noch gesprochener semitischer Sprachen und Dialekte beträchtlich erweitert. Ursprüngliche Disziplinen der Semitistik haben sich zum Teil verselbstständigt, wie die Hebraistik, Arabistik und Assyriologie. Als bedeutende Semitisten des 20. Jahrhunderts sind zu nennen T. Nöldeke, C. Brockelmann, G. Bergsträßer, H. Bauer, Marcel Cohen (* 1884, ✝ 1974), H. J. Polotsky, Otto Rössler (* 1907, ✝ 1991), Wolf Leslau (* 1906), W. von Soden, Anton Spitaler (* 1910), Igor Michajlowitsch Diakonow (* 1914) und Edward Ullendorff (* 1920). In Deutschland wird die Semitistik besonders an den Universitäten München, Heidelberg, Berlin und Marburg gepflegt.
T. Nöldeke: Beitrr. u. neue Beitrr. zur semit. Sprachwiss., 2 Bde. (Straßburg 1904-10, Nachdr. Amsterdam 1982, 1 Bd.);
C. Brockelmann: Grundr. der vergleichenden Gramm. der semit. Sprachen, 2 Bde. (1908-13, Nachdr. 1982);
Linguistica semitica. .. Semit. Sprachwiss., hg. v. G. Levi della Vida (Rom 1961; Beitrr. in dt., engl., frz. u. ital. Sprache);
J. H. Hospers: A basic bibliography for the study of the Semitic languages, 2 Bde. (Leiden 1973-74);
An introduction to the comparative grammar of the Semitic languages, hg. v. S. Moscati u. a. (Wiesbaden 31980);
G. Garbini: Le lingue semitiche. Studi di storia linguistica (Neapel 21984);
I. M. Diakonow: Afrasian languages (a. d. Russ., Moskau 1988);
Les langues dans le monde ancien et moderne, hg. v. J. Perrot, Bd. 3: Les langues chamito-sémitiques, hg. v. D. Cohen (Paris 1988);
G. Bergsträßer: Einf. in die semit. Sprachen (51993);
R. Althann: Studies in Northwest semitic (Rom 1997);
E. Lipiński: Semitic languages (Löwen 1997).
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Se|mi|tịs|tik, die; -: wissenschaftliche Erforschung der semitischen Sprachen u. Literaturen.
Universal-Lexikon. 2012.