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Wayang
Wayang
 
[indonesisch »Schatten«] das, Wajang, traditionelles indonesisches Theater, das in vielen regionalen und spieltechnischen Varianten (u. a. Schattenspiel, Puppenspiel, Tanztheater) vorkommt. Das Wort verweist auf das Schattenspiel, die älteste Form des Wayang, die seit dem 10. Jahrhundert nachweisbar ist, sowie auf den Zusammenhang mit altjavanischen Ahnenkulten, in denen die Seelen der Verstorbenen als Schatten auftreten. Die Spielinhalte des Wayang sind zumeist aus den indischen Epen »Mahabharata« und »Ramayana« entlehnt. - Beim Schattenspiel Wayang kulit (javanisch kulit »Leder«) sind die Figuren aus dünngeschabtem Rindleder geschnitten, reich mit feingliedrigen Durchbrechungen verziert und bemalt. Der Spieler (Dalang) führt die Figuren an einer weißen Leinwand, auf die von einer über seinem Kopf hängenden Öllampe Licht fällt. Ein Gamelanorchester begleitet die Handlung. Die Aufführungen finden zu Familienfesten u. Ä. statt, beginnen am Abend mit Opfer und Gebet und dauern bis zum nächsten Morgen. Sonderformen sind das Wayang purwa (Sanskrit »ursprünglich«), die älteste Form, das Wayang madya (seit dem 19. Jahrhundert), das historische javanische Ereignisse heroisch idealisiert, und das Wayang gedok, das Liebesepisoden eines altjavanischen Prinzen darstellt. Neben dem Wayang kulit gibt es das Wayang beber, bei dem auf Papierrollen aufgemalte Spielszenen während einer Textrezitation abgewickelt werden, sowie das Wayang golek (»rund«) mit holzgeschnitzten, bemalten Stabpuppen (Golek), das sich aus dem Wayang kulit entwickelte. - Auch das indonesische Tanztheater ist stark vom Wayang kulit beeinflusst; seine Hauptform ist das Wayang wong (»Mensch«), das sich seinerseits aus dem Wayang topeng (»Maske«), dem Maskentanz, entwickelte.
 
Literatur:
 
C. B. Pink-Wilpert: Das indones. Schattentheater (1976);
 C. Franke-Benn: Die Wayangwelt (1984);
 O. Kraemer: Das Schattentheater (1994).

Universal-Lexikon. 2012.