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Gesangbuch
Ge|sạng|buch 〈n. 12uSammlung geistl. Lieder; →a. Liederbuch

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Ge|sạng|buch, das:
[zum Gebrauch im Gottesdienst bestimmtes] Buch, in dem eine Sammlung von Kirchenliedern u. geistlichen Gesängen enthalten ist:
das falsche/nicht das richtige G. haben (ugs. scherzh.; eine nicht gern gesehene, dem Fortkommen schadende Religionszugehörigkeit, inopportune politische Einstellung o. Ä. haben).

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Gesangbuch,
 
die für eine Glaubensgemeinschaft bestimmte Sammlung kirchlicher, zum Teil auch nur geistlicher Lieder. Seine Entwicklung ist an die Geschichte des Buchdrucks gebunden und beginnt mit einem (verschollenen) tschechischen Gesangbuch der Böhmischen Brüder von 1501. M. Luther erkannte die Bedeutung des Kirchenliedes für die Verbreitung seiner Lehre und beteiligte sich deshalb direkt an der Veröffentlichung des Erfurter »Enchiridion« (1524) und des im selben Jahr erschienenen »Geystlich gesangk Buchleyns« mit mehrstimmigen Sätzen von J. Walter, dann auch der Gesangbücher von J. Klug (1529) und V. Babst (1545). Ältestes katholisches Gesangbuch ist das »New Gesangbuchlin geystl. Lieder« von M. Vehe (1537), dem 1567 die bedeutenden, auch auf ältere Tradition zurückgreifenden »Geistlichen Lieder und Psalmen« von J. Leisentritt folgten. Eine eigene frühe Gesangbuchtradition entwickelte Straßburg, ausgehend vom »Teutsch Kirchen ampt« (1524), das zum großen Gesangbuch von M. Bucer (1541) führte. Wichtigste Gesangbücher der Folgezeit (die sich in solche mit und ohne Melodien unterscheiden) sind im protestantischen Bereich das »Württemberger Gesangbuch« (1583), das »Cantional« von J. H. Schein (1627) sowie die Bücher von J. Crüger (1644, seit der 2. Auflage als »Praxis pietatis melica«), J. A. Freylinghausen (2 Teile, 1704-14) und N. L. Zinzendorf (1775), im katholischen Bereich die Gesangbücher von Bamberg (1576), München (1586) und Innsbruck (1588), das von G. von Hecyrus (1581), die »Psalmen Davids« von K. Uhlenberg (1582), D. G. Corners »Gross Catholisch Gesangbuch« (1625) und »Geistlich Nachtigall« (1649), die »Trutznachtigall« von F. von Spee (1649), »Heilige Seelenlust oder geistliche Hirtenlieder. ..« von Angelus Silesius (1657), die Gesangbücher von Münster (1677) und Würzburg (1708), das Theresianische Gesangbuch von Wien (1774).
 
Der Niedergang des Kirchenliedes im 18. Jahrhundert und die Bemühungen um seine Erneuerung im 19. Jahrhundert führten dann im 20. Jahrhundert zu vereinheitlichten Gesangbuchfassungen zunächst im »Evangelischen Kirchengesangbuch« (EKG) von 1950 mit einem Kernbestand von 394 Liedern und jeweiligen Anhängen der Landeskirchen, 1973 im »Einheitsgesangbuch« (EGB) der katholischen Bistümer Deutschlands mit eigenen Anhängen für die einzelnen Diözesen. Das EGB wurde 1975 durch das neue Gesangbuch »Gotteslob - Katholisches Gebet- und Gesangbuch« ersetzt, das im gesamten deutschen Sprachgebiet benutzt wird. Seit Oktober 1993 wird in den Evangelischen Landeskirchen Deutschlands das neue »Evangelische Gesangbuch« eingeführt, das bis spätestens 1998 auch für Österreich sowie für Elsass und Lothringen verbindlich sein soll. In ihm fanden verstärkt auch Lieder des 20. Jahrhunderts sowie ökumenische und internationale Lieder (u. a. aus England, Frankreich, Israel, Polen und den Niederlanden) Aufnahme.
 
Literatur:
 
C. Mahrenholz: Das ev. Kirchen-G. (1950);
 M. Jenny: Gesch. des deutsch-schweizer. ev. G. im 16. Jh. (Basel 1962);
 
Komponisten u. Liederdichter des ev. G., hg. v. W. Herbst (1999).
 
Weitere Literatur: Kirchenlied.

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Ge|sạng|buch, das: [zum Gebrauch im Gottesdienst bestimmtes] Buch, in dem eine Sammlung von Kirchenliedern u. geistlichen Gesängen enthalten ist; *das falsche/nicht das richtige G. haben (ugs. scherzh.; eine nicht gern gesehene, dem Fortkommen schadende Religionszugehörigkeit, inopportune politische Einstellung o. Ä. haben): Zwar sollen bei der Umstrukturierung endlich feste Stellen eingerichtet werden. Doch die Honorarkräfte haben in der Mehrzahl nicht das richtige G. und machen sich schon von daher keine Hoffnungen, bei der Caritas unterzukommen (FR 1. 12. 94, 4).

Universal-Lexikon. 2012.