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Vicentino
Vicentino
 
[vitʃen-],
 
 1) Don Nicola, italienischer Komponist und Musiktheoretiker, * Vicenza 1511, ✝ Mailand 1576; war Schüler von A. Willaert, wirkte um 1540 längere Zeit in Ferrara, ab 1549 in Rom im Dienst des Kardinals Ippolito II. d'Este, 1563-65 als Domkapellmeister in Vicenza, später wohl auch in Mailand. Vicentino komponierte fünfstimmige Madrigale und Motetten und konstruierte ein »Archicembalo« mit sechs Tastenreihen zur Wiedergabe enharmonisch korrekter Ton- und Klangfolgen. Seine musiktheoretische Position entspricht der damals fortschrittlichsten italienischen Musik. Wort- und Affektvertonung sowie die Möglichkeit ständiger Veränderung und Erweiterung der musikalischen Mittel erhalten ein besonderes Gewicht. In dem Traktat »L'antica musica ridotta alla moderna prattica« (1555) trat er für die zeitgemäße Anwendung des chromatischen und enharmonischen Tongeschlechts der Griechen ein, was besonders auf die Madrigalkomposition der Zeit anregend wirkte.
 
Literatur:
 
H. W. Kaufmann: The life and works of N. V., 2 Bde. (Diss. Cambridge, Mass., 1960).
 
 2) eigentlich Ludovico Arrighi [a'rigi] (oft nur Arrighi genannt), italienischer Schriftkünstler, Schreibmeister und (1524-27) Drucker, ✝ um 1527. Sein erstes von drei Schreibmeisterbüchern, »La Operina« (1522), das erste gedruckte Schreibmeisterbuch überhaupt, lehrte das Schreiben der Cancellaresca (Kanzleischrift). Vicentino kalligraphierte die Briefe des Papstes Leo X. und schuf mehrere Druckschriften, die von ihm und von Antonio Blado (* 1490, ✝ 1567) in Rom verwendet wurden.
 
Literatur:
 
C. Bonacini: Bibliografia delle arti scrittorie e della calligrafia (Florenz 1953);
 A. Fairbank: Die Cancellaresca in Hss. u. Drucktype. .., in: Imprimatur, N. F., Bd. 1 (1956/57).

Universal-Lexikon. 2012.