Verzögerungsleitung,
ein Laufzeitglied, bei dem die Signalverzögerung durch Leitungen ausgenutzt wird. Für elektrische Signale auf Koaxialkabeln (Länge l ) gilt τ = l (L und C verteilte Leitungsinduktivität beziehungsweise -kapazität pro Längeneinheit). In Standardkabeln liegen Laufzeiten von einigen ns/m vor, mit einer erhöhten Induktivität durch Wendeln des Innenleiters oder Aufspulen auf einen flexiblen magnetischen Kern kann die Laufzeit jedoch auf bis zu 4 μs/m gesteigert werden. Der Wellenwiderstand solcher Verzögerungskabel beträgt 1-3 kΩ statt der üblichen 50 bis 75 Ω, die Dämpfung 0,3-3 dB/μs. In gedruckten Schaltungen (Streifenleitertechnik) werden Verzögerungsleitungen meist als Mäanderleitungen auf einem Substrat hoher Dielektrizitätskonstante ausgeführt.
In der Mikrowellentechnik dienen spezielle Verzögerungsleitungen v. a. der Herabsetzung der Phasengeschwindigkeit einer elektromagnetischen Welle auf die Geschwindigkeit eines mit ihr wechselwirkenden Elektronenstrahls (Laufzeitröhren, Linearbeschleuniger). Für Verzögerungen im Bereich 1-100 μs benutzt man elektroakustische Verzögerungsleitungen, die wegen der gegenüber der Lichtgeschwindigkeit um einen Faktor 105 kleineren Schallgeschwindigkeit sehr kompakt sein können. Verwendet werden Ultraschallverzögerungsleitungen aus Glas oder Quarz mit piezoelektrischen Eingangs- oder Ausgangswandlern sowie magnetostriktive Verzögerungsleitungen aus Nickeldrahtbündeln, bei denen die Kopplung induktiv durch Spulen erfolgt und deren Wirkungsgrad sehr viel besser ist, weil die Wandlung direkt im fortpflanzenden Medium erfolgt. Sehr kompakte und vielseitige Verzögerungsleitungen werden auch durch akustische Oberflächenwellenelemente realisiert.
Universal-Lexikon. 2012.