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Verzerrungen.
Verzerrungen.
 
Als Verzerrung wird allgemein jede Art einer Veränderung des originalen Tonsignals bezeichnet. Man muss davon ausgehen, dass selbst die besten Übertragungsketten nicht verzerrungsfrei arbeiten können. Das Ziel technischer Entwicklung liegt deshalb darin, das Maß der Verzerrungen unter Beachtung hörphysiologischer und -psychologischer Gesetzmäßigkeiten in sinnvoller Weise so gering zu halten, dass sie nicht wahrnehmbar werden. Verzerrungen sind nicht immer negativ zu bewerten, da sie in bestimmten Fällen als bewusst erzeugtes Mittel (z. B. durch Filter, Equalizer, Verzerrer, Ringmodulator) zur Klanggestaltung dienen. Man unterscheidet grundsätzlich lineare und nichtlineare Verzerrungen. Lineare Verzerrungen entstehen, wenn der übertragene Pegel frequenzabhängig ist, wenn also bestimmte Frequenzbereiche bevorzugt, andere gedämpft werden. Sie sind Folge der nicht ideal geradlinigen Frequenzgänge aller Glieder der Übertragungskette (Mikrofone, Lautsprecher, Verstärker, Magnettonbandgeräte). Durch lineare Verzerrungen hervorgerufene Veränderungen können durch Klangregelung annähernd wieder ausgeglichen werden. Diese Möglichkeit besteht bei nichtlinearen Verzerrungen nicht. Diese treten an Bauelementen mit nichtlinearen Übertragungskennlinien auf und sind dadurch gekennzeichnet, dass zusätzliche Obertöne (Harmonische) und nichtharmonische Summen- und Differenztöne (Kombinationstöne) entstehen.
 
Das gebräuchlichste Maß für die nichtlinearen Verzerrungen ist der Klirrfaktor. Im Studio wird häufig auch der Differenztonfaktor gemessen. In der Übertragungs- und Speichertechnik sind nichtlineare Kennlinien sehr häufig anzutreffen (z. B. Kennlinien von Transistoren und Röhren, Magnetisierungskurve des Magnetbandes). Dennoch ist nicht ständig ein »Zerren« zu hören. Die Schaltungen sind so ausgelegt, dass der gesamte zu übertragende Pegelbereich bis zum Maximalpegel von + 6 dBm oder darüber hinaus (Reserve) den linearen oder quasilinearen Abschnitt der Kennlinien nutzt. Wird ein gewisser Eingangspegel überschritten, hat der nichtlineare Bereich der Kennlinie Einfluss. Man spricht von Übersteuerung. Nichtlineare Verzerrungen verursacht auch das menschliche Ohr. Es werden subjektive Ober- und Kombinationstöne gebildet. Das lässt sich leicht beim Hören mehrerer hoher Sopranstimmen beobachten.

Universal-Lexikon. 2012.