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Urstromtäler
Urstromtäler,
 
breite Talniederungen, die während der Eiszeiten am Rand des Inlandeises entstanden, weil die Schmelzwässer parallel zum Eisrand abfließen mussten, wenn (wie in Mittel- und Norddeutschland) die periglaziale Landoberfläche gegen das Eis hin geneigt war. Damit hängt zusammen, dass die Urstromtäler nicht durchgehend von nur einem Fluss benutzt wurden und auch kein gleichmäßiges, nicht einmal ein gleichsinniges Gefälle besitzen. Auch heute werden sie nur streckenweise von einem größeren Fluss benutzt, im Übrigen von kleinen, wegen des geringen Gefälles oft nur trägen Wasserläufen. Die in den Urstromtälern durch die eiszeitlichen Schmelzwasserfluten abgelagerten Sande lieferten vielfach das Material für Binnendünen. Die Urstromtäler sind von großer Bedeutung für den Verkehr (Anlage von Kanälen) und - infolge ihrer reichen Grundwasservorräte - für die Wasserversorgung.
 
Die Urstromtäler Norddeutschlands bilden ein verzweigtes Netz mit der Hauptausrichtung O-W oder SO-NW. Entsprechend den einzelnen längeren Pausen beim jeweiligen Eisrückzug kann man vier größere Urstromtäler unterscheiden:
 
1) Breslau-Magdeburger Urstromtal (Warthe-Stadium der Saale-Eiszeit),
 
2) Glogau-Baruther Urstromtal (Brandenburger Stadium der Weichsel-Eiszeit),
 
3) Warschau-Berliner Urstromtal (Frankfurter Stadium der Weichsel-Eiszeit),
 
4) Thorn-Eberswalder Urstromtal (Pommersches Stadium der Weichsel-Eiszeit).
 
Im Umkreis der Alpen werden entsprechende, am ehemaligen Gletschersaum verlaufende Schmelzwasserrinnen oder Talzüge als »Eisrandtäler« bezeichnet. Größere außereuropäische Beispiele für Urstromtäler sind die Talzüge des Ohio und des Missouri in Nordamerika.

Universal-Lexikon. 2012.