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Stiefel
Botten (umgangssprachlich)

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Stie|fel ['ʃti:fl̩], der; -s, -:
a) Schuh, der bis über die Knöchel reicht:
die Stiefel imprägnieren; ich brauche neue Stiefel zum Wandern.
Zus.: Bergstiefel, Fußballstiefel, Schnürstiefel, Skistiefel, Wanderstiefel.
b) Schuh mit hohem Schaft, der bis zu den Knien reicht:
enge, weite, hohe, gefütterte Stiefel; er watete in hohen Stiefeln durchs Wasser.
Zus.: Gummistiefel, Lederstiefel, Pelzstiefel, Reitstiefel, Schaftstiefel, Wasserstiefel.

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Stie|fel 〈m. 5
1. hoher, über die Knöchel reichender Schuh
2. hohes Trinkgefäß in Form eines Stiefels
● das zieht einem ja die \Stiefel aus! 〈fig.; umg.〉 das ist unerträglich; das ist sehr schlecht; einen ordentlichen \Stiefel vertragen 〈fig.; umg.〉 viel Alkohol vertragen; er hat einen tüchtigen \Stiefel zusammengeredet 〈fig., umg.〉 viel Unsinn; immer seinen alten \Stiefel arbeiten 〈fig.; umg.〉 im alten Trott; die spanischen \Stiefel Folterwerkzeug, je zwei Eisenplatten mit Schrauben zum Einquetschen der Beine; es geht immer so im alten \Stiefel, nach dem alten \Stiefel weiter im alten Trott [<mhd. stival, stivel „hochgeschlossener Männerschuh“ <ahd. stival; Herkunft umstritten]

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Stie|fel , der; -s, - [mhd. stivel, stival, ahd. stival, vgl. ital. stivale, älter span. estival, afrz. estival]:
1.
a) Schuh mit hohem Schaft, der meist bis zu den Knien reicht:
hohe, gefütterte S.;
das zieht einem [ja] die S. aus (Hemd);
[das sind] lauter linke S. (ugs.; [das ist] alles unbrauchbar);
spanischer S. (früher; aus zwei schweren Eisenplatten mit Schrauben bestehendes Foltergerät, das die Beine, Füße des Gefolterten zusammenquetschte; das Foltergerät wurde bes. während der span. Inquisition angewandt);
zwei Paar/zwei verschiedene/zweierlei S. sein (ugs.; [zwei] ganz verschiedene, nicht miteinander vergleichbare Dinge sein);
jmdm. die S. lecken (sich jmdm. gegenüber unterwürfig verhalten, sich kriecherisch anbiedern);
jmdn. aus den -n hauen (ugs.; jmdn. sehr überraschen, sprachlos machen);
b) fester [Schnür]schuh, der bis über den Knöchel reicht.
2. sehr großes Bierglas in Form eines Stiefels (1 a):
einen S. [Bier] trinken;
einen [tüchtigen/gehörigen/guten o. Ä.] S. vertragen/trinken [können] (ugs.; viel Alkohol vertragen [können]);
sich <Dativ> einen S. einbilden (veraltend; sehr eingebildet sein).
3.
[die folgenden Wendungen gehen von der [monotonen] Arbeit des Schuhmachers aus, der immer wieder Stiefel macht; aus der Vorstellung des »Routinemäßigen« entwickelte sich der Begriff des »Schlechten«] einen S. [zusammen]reden, [zusammen]schreiben, [zusammen]spielen usw. (ugs.; schlecht, in unsinniger Weise reden, schreiben, spielen, arbeiten usw.);
seinen [alten] S./im alten S. weitermachen (ugs.; in gewohnter Weise weitermachen; immer weiter in der gewohnten Weise vor sich hin arbeiten);
einen S. arbeiten, fahren usw. (ugs. abwertend; schlecht arbeiten, fahren usw.)

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I
Stiefel,
 
Schuhwerk, das mindestens den Knöchel (Halbstiefel), meist aber die Wade bedeckt, auch bis über die Knie hinaufreicht. - Bei den Griechen und Römern war eine Art Schnürstiefel bekannt (Kothurn). Aus den Ledersen des 16. Jahrhunderts (lange Stiefel der Landsknechtstracht, mit Lasche am Gürtel befestigt) entwickelten sich die Becherstiefel (oben becherartig erweitert) und die Stulpenstiefel (mit breiten Umschlägen); im 17. Jahrhundert erhielten die Stiefel Absätze; eine Sonderform waren die bis über das Knie reichenden Kanonenstiefel. Stiefel sind die typische Fußbekleidung beim Militär (u. a. Schaftstiefel, Knobelbecher), aber auch als derbes und schützendes Schuhwerk (Arbeitsstiefel, Gummistiefel, Fellstiefel) sowie als Bestandteil spezieller Kleidung (Reitstiefel, Jagdstiefel) sind sie weit verbreitet. Als modisches Schuhwerk traten Stiefel bereits um 1700 als halbhohe Stiefeletten auch in der Frauenbekleidung auf; in den 1820er-Jahren setzten sich seitlich geschnürte oder geknöpfte Stiefeletten (Bottinen) durch. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Stiefel fester Bestandteil der Schuhmode: von kurzen Boots über Cowboystiefel bis zu eng anliegenden Hochschaftstiefeln.
II
Stiefel,
 
Esaias, Kaufmann und Schankwirt, * Langensalza, ✝ Gispersleben (heute zu Erfurt) 1627; lehnte die lutherische Kirche als »sündhaft« und die Theologie als »unnütz« ab. Sein öffentliches Auftreten nach 1604, mit dem Stiefel seine Mitmenschen zum »wahren Christentum bekehren« wollte, zog wiederholt die Verhaftung als Unruhestifter und Schwärmer nach sich. Seine Auffassungen legte er in den »Zehn christliche und gottselige Traktätlein« (1621) nieder.

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Stie|fel, der; -s, - [mhd. stivel, stival, ahd. stival, vgl. ital. stivale, älter span. estival, afrz. estival]: 1. a) langschäftiges Schuhwerk, das meist bis zu den Knien reicht: enge, weite, hohe, gefütterte, genagelte S.; ..., sieht sie die bauchigen Reithosen und blank gewichste S. (Weber, Tote 297); die Füße in schweren, lehmverkrusteten -n (Plievier, Stalingrad 41); Im Befehlsgebäude ging der Gouverneur mit seinen blanken -n auf und ab (Reinig, Schiffe 36); S. aus weichem Leder; S. mit hohen Absätzen, Schäften; seine S. putzen, einfetten; Abends hörte man Herrn Kampf hinter der Wohnungstür mit müdem Strich die S. wichsen (Sommer, Und keiner 31); mit -n durchs Wasser waten; das zieht einem [ja] die S. aus (↑Hemd 1 b); [das sind] lauter linke S. (ugs.; [das ist] alles unbrauchbar); Ü Drum musste man Aufrührer unter dem S. halten (A. Zweig, Grischa 340); Einmal will ich den italienischen S. (Italien nach der Form auf der Landkarte) lang runterreisen (Grass, Unkenrufe 180); *spanischer S. (früher; aus zwei schweren Eisenplatten mit Schrauben bestehendes Foltergerät, das die Beine, Füße des Gefolterten zusammenquetschte; das Foltergerät wurde bes. während der span. Inquisition angewandt); zwei Paar/zwei verschiedene/zweierlei S. sein (ugs.; [zwei] ganz verschiedene, nicht miteinander vergleichbare Dinge sein): Motocross mit Dach überm Kopf und Motocross im Freien, das sind zwei verschiedene S. (ADAC-Motorwelt 11, 1985, 122); jmdm. die S. lecken (sich jmdm. gegenüber unterwürfig verhalten, sich kriecherisch anbiedern); jmdn. aus den -n hauen (ugs.; jmdn. sehr überraschen, sprachlos machen); jmdm. in die S. scheißen (derb; jmdn. in hohem Maße verärgern); b) fester [Schnür]schuh, der bis über den Knöchel reicht. 2. sehr großes Bierglas in Form eines Stiefels (1 a): einen S. [Bier] trinken; Wir bestellten einen S. Bier, das sind etwa zwei Liter (BM 9. 5. 78, 13); *einen [tüchtigen/gehörigen/guten o. ä.] S. vertragen/trinken [können] (ugs.; viel Alkohol vertragen [können]): Dass ich einen S. vertrug, ist ja selbstverständlich (Hauptmann, Schuß 55); sich <Dativ> einen S. einbilden (veraltend; sehr eingebildet sein). 3. *einen S. [zusammen]reden, [zusammen]schreiben, [zusammen]spielen usw. (ugs.; schlecht, in unsinniger Weise reden/schreiben/spielen usw.; zu Stiefel in der landsch. Bed. „Unsinn“); (in den folgenden Wendungen steht „Stiefel“ als landsch. abwertende Bez. für „Routinemäßiges“:) seinen [alten] S./im alten S. weitermachen (ugs.; in gewohnter Weise weitermachen; immer weiter in der gewohnten Weise vor sich hin arbeiten); einen S. arbeiten, schreiben, spielen, fahren usw. (ugs. abwertend; schlecht arbeiten/schreiben/spielen/fahren usw.).

Universal-Lexikon. 2012.