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Seehunde
Seehunde,
 
Phocinae, Unterfamilie bis 3 m langer Robben, v. a. an Meeresküsten der Nordhalbkugel; Seehunde vermögen im Unterschied zu den Ohrenrobben und dem Walross ihre Hinterfüße nicht nach vorn unter den Körper zu bringen und können sich daher an Land nur äußerst ungeschickt fortbewegen.
 
Man unterscheidet acht Arten. Am bekanntesten ist der die Küsten Eurasiens und Nordamerikas bewohnende Gemeine Seehund (Phoca vitulina); etwa 1,5 m (Weibchen) bis 2 m (Männchen) lang; bis rd. 100 kg schwer. Fell der erwachsenen Tiere weißgrau bis dunkelgraubraun, kurzhaarig, glatt, mit schwärzlicher Flecken- oder Ringelzeichnung; ernährt sich v. a. von Fischen; nach einer Tragezeit von etwa elf Monaten wird ein Junges (seltener zwei) geboren mit auf silberblauem Grund dunkelgranitfarben geflecktem Fell (bei der Geburt von zwei Jungen wird nur ein Jungtier von der Mutter angenommen, das andere als Heuler bezeichnete Junge geht zugrunde). Der Seehund gehört in Deutschland zwar zum jagdbaren Wild (Jagdzeit September/Oktober), wegen der stark zurückgegangenen Bestände werden jedoch überwiegend nur kranke Tiere geschossen. Vor dem Hintergrund des Seehundsterbens im Jahre 1988, dem allein im deutschen-dänisch-niederländischen Wattenmeer rd. 8 500 Tiere (etwa zwei Drittel des Bestands) zum Opfer fielen, haben Deutschland, die Niederlande und Dänemark 1990 ein Abkommen zum Schutz der Seehunde im Wattenmeer unterzeichnet, in dem die Ausarbeitung eines gemeinsamen Erhaltungs-, Hege- und Nutzungsplans festgelegt wird. Als Ursache des Massensterbens wurde die Infektion mit einem staupeähnlichen Virus, dem Morbilli-Virus, festgestellt, gefolgt von zahlreichen Folgeerkrankungen v. a. bakterieller und parasitärer Natur, wobei vermutet wird, dass das Ausmaß des Seehundsterbens erst durch die starke Meeresverschmutzung ermöglicht wurde.
 
Weitere Arten sind: Bartrobbe (Erignathus barbatus; bis 3 m lang), gelbbraun bis bräunlich grau, Oberlippe mit Bart aus auffallend langen weißen Haaren; an den Küsten Nordeuropas, Asiens und Nordamerikas. Die Schnauze der Kegelrobbe (Halichoerus grypus; 2,2 bis 3 m lang) ist kegelförmig lang gestreckt; verbreitet in der gemäßigten Zone des Nordatlantiks, kleinere Bestände auch vor der deutschen Nordseeküste. Die Sattelrobbe (Pagophilus groenlandicus; bis 2,2 m lang) besitzt an Körperseiten und Rücken eine dunkle, bandförmige Zeichnung; Sattelrobben ziehen im Frühjahr in großen Scharen nach Süden (Neufundland), wo die Weibchen je ein weißfelliges Junges gebären; die Jungtiere werden von Robbenjägern wegen ihres begehrten Fells (»Whitecoat«) stark verfolgt, zeitweise wird die Jagd auf sie verboten. Die EG verhängte 1983 ein Einfuhrverbot für die Felle von Jungtieren. Aber auch erwachsene Tiere werden jährlich zu Hunderttausenden getötet. Charakteristisches Merkmal der Klappmütze (Cystophora cristata; Länge bis über 2,5 m) ist der bei den Männchen ausgebildete, aufblasbare Rüssel. Die Gattung Ringelrobben (Phoca) ist mit drei bis 1,4 m langen Arten im Nordpolarmeer und in osteuropäischen und asiatischen Binnenseen verbreitet, u. a. die Baikalrobbe (Phoca sibirica) im Baikalsee, die Kaspi-Robbe (Phoca caspica) im Kaspischen Meer. Ringelrobben werden wegen ihres Fells stark verfolgt.
 

Universal-Lexikon. 2012.