Querelle des anciens et des modernes
[kə'rɛl dɛzã'sjɛ̃ edɛmɔ'dɛrn], Ende des 17. Jahrhunderts in Frankreich geführte Auseinandersetzung um die vorbildhafte Geltung der griechischen und römischen Antike im Hinblick auf die zeitgenössische Literatur. Der eigentliche Literaturstreit wurde durch das »Poème sur le siècle de Louis le grand« von C. Perrault in der Sitzung der Académie française vom 27. 1. 1687 ausgelöst, worin Perrault den Vorrang und die Überlegenheit der zeitgenössischen gegenüber der antiken Literatur vertrat. Partei für die »modernes« nahm auch u. a. B. de Fontenelle, Repräsentanten der »anciens« waren u. a. N. Boileau-Despréaux, J. de La Fontaine, J. de La Bruyère und J. Racine. Ein wichtiges Argument der »modernes« bildete der Verweis auf die Wissenserweiterung in der Gegenwart auf naturwissenschaftlich-technisches Gebiet. Die Betonung der Relativität und damit der Zeitbedingtheit des literaturkritischen Urteils stellte einen bedeutsamen Ansatz zu entwicklungsgeschichtlichem Denken dar und beeinflusste zunächst die Aufklärung; die Auseinandersetzung mit dem Fortschrittsgedanken im Zuge der »Querelle« steht am Anfang der Problematisierung des Begriffs der Moderne.
Universal-Lexikon. 2012.