theologischer Ansatz, der von der grundsätzlichen Frage ausgeht, ob es neben den auf Religionsstifter zurückgehenden Religionen mit einem festen Glaubens- und Offenbarungsinhalt eine allen Menschen auf natürlichem Weg zugängliche und vernunftmäßig erschließbare religiöse Erkenntnis gibt (natürliche Religion). Im Neuen Testament vertritt Paulus die Auffassung, dass die »Heiden« durch die Betrachtung der Schöpfung zu einer Gotteserkenntnis kommen können (Römerbrief 1, 20) und ihnen durch eine Gewissensentscheidung eine auch im religiösen Sinn verantwortbare Handlungsweise möglich ist (Römerbrief 2, 14). In den christlichen Kirchen erlangte das Problem der natürlichen Theologie im Zusammenhang mit der Aufklärung eine zentrale Bedeutung. Die katholische Kirche vertrat auf dem 1. Vatikanischen Konzil (1870) die Auffassung, dass es eine zweifache religiöse Erkenntnisweise gibt, wonach zwar natürliche Glaubenserkenntnis möglich ist, es aber gleichzeitig Glaubensinhalte gibt, die dem Menschen nur durch besondere Offenbarung zugänglich sind. Glaube und Vernunft werden dabei verstanden als sich nie widersprechende komplementäre Zugänge zum Glauben. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) hat diese Vorstellung bestätigt. In der evangelischen Theologie beschreibt besonders F. D. E. Schleiermacher in Auseinandersetzung mit I. Kants »Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft« die grundsätzlich jedem Menschen mögliche Gotteserfahrung. Dagegen wandte sich die dialektische Theologie (besonders K. Barth), indem sie die Ausschließlichkeit der in Jesus Christus ergangenen Offenbarung hervorhob.
P. Biehl: N. T. als religionspädagog. Problem (1983);
Natural theology versus theology of nature?, hg. v. G. Hummel (Berlin 1994).
Universal-Lexikon. 2012.