Akademik

Lermontow
Lẹrmontow,
 
Michail Jurjewitsch, russischer Schriftsteller, * Moskau 15. 10. 1814, ✝ Pjatigorsk 27. 7. 1841; Nachkomme eines schottischen Adligen, Offizier, wurde 1837 wegen seines gesellschaftskritischen Gedichts auf den Tod A. S. Puschkins (»Smert' poėta«) in den Kaukasus strafversetzt; kehrte 1838 nach Petersburg zurück, wurde aber bereits 1840 wegen eines Duells erneut in den Kaukasus versetzt und dort im Duell getötet. - Lermontow ist der Hauptrepräsentant der russischen Romantikergeneration nach Puschkin; v. a. Lord Byron wurde für ihn Vorbild, sowohl in Thematik und Technik wie in Selbststilisierung und Weltsicht, für die Weltschmerz, Verachtung der Gesellschaft und Sehnsucht des Einsamen nach Heilung durch Natur und reine Liebe charakteristisch sind. Dem entspricht eine Lyrik, die einerseits in Motivik, Verstechnik und Lautinstrumentierung »musikalisch« und »singbar« wirkt (häufig vertont), andererseits gelegentlich zur Rhetorik neigt. All diese Themen und Aspekte verbinden sich beispielhaft im lyrischen Versepos »Demon« (1840; deutsch »Der Dämon«), während die epische Versdichtung »Pesnja pro carja Ivana Vasil'eviča, molodogo opričnika i udalnogo kupca Kalašnikova« (1837; deutsch »Das Lied vom Zaren Iwan, seinem jungen Leibwächter und dem kühnen Kaufmann Kalaschnikow«) kunstvoll Thematik und Stil der russischen Volksepik verwendet. - Als Dramatiker blieb Lermontow dem romantischen Drama der Leidenschaften und effektvollen Gefühlskontrasten verhaftet (»Maskarad«, 1835; deutsch »Maskerade«).
 
Lermontows bedeutendstes Werk ist der Roman »Geroj našego vremeni« (1840; deutsch »Ein Held unserer Zeit«), dessen Hauptgestalt Pečorin, dargestellt aus der Sicht verschiedener Erzähler, den Typus des »überflüssigen Menschen« vertritt, der, intelligent und kraftvoll, ohne Betätigungsfeld in seiner Zeit dasteht. Die Erzähltechnik und psychologische Tiefe machen das Werk zum Vorläufer der großen russischen realistischen Romane.
 
Ausgaben: Polnoe sobranie sočinenij, 4 Bände (Neuausgabe 1947-48); Sobranie sočinenij, 4 Bände (Neuausgabe 21983-84).
 
Werke, herausgegeben von A. Luther (1922); Ausgewählte Gedichte (1985); Ausgewählte Werke, herausgegeben von R. Opitz, 2 Bände (1987).
 
Literatur:
 
B. M. Ėjchenbaum: L. (Leningrad 1924, Nachdr. München 1967);
 A. Guski: M. L. Konzeption des literar. Helden (1970);
 O. V. Miller: Bibliografija literatury o M. J. L. 1917-1977 (Leningrad 1980);
 
Lermontovskaja énciklopedija, hg. v. V. A. Manujlov (Moskau 1981).

Universal-Lexikon. 2012.