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Judenchristen
Judenchristen,
 
Christen, die sich unter Bewahrung ihrer jüdischen geschichtlichen und religiösen Identitität zu Jesus Christus als dem Messias bekennen. Mit der in der christlichen Kirchengeschichtsschreibung entstandenen Bezeichnung »Judenchristen« werden dort bis heute die Christen jüdischer Herkunft in der Urkirche bezeichnet, die an den Vorschriften des jüdischen Zeremonialgesetzes festhielten (Beschneidung, Sabbatheiligung, Speisegebote, Tempelbesuch u. a.). Gegenüber den Christen nichtjüd. Herkunft (Heidenchristen) prägten sie zunächst die entstehenden christlichen Gemeinden. Ihr Denken, und damit auch ihr nicht spannungsfreies Verhältnis zu den Heidenchristen, spiegelt sich in den Schriften des Neuen Testaments (besonders Apostelgeschichte und Paulusbriefe) sowie in den »Pseudoklementinen« und in mehreren apokryphen Evangelien wider. Seitens des Judentums wurden die Judenchristen Ende des 1. Jahrhunderts aus der jüdischen Synagogengemeinschaft ausgeschlossen.
 
Die christusgläubigen Juden, die ihre religiöse Selbstständigkeit bewahrt haben, bezeichnen sich heute selbst als messianische Juden. Seit dem 19. Jahrhundert gründeten sie eigene Gemeinschaften. Die ab der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in verschiedenen Ländern entstandenen nationale judenchristliche »Allianzen« (erstmals 1866 in England) schlossen sich 1925 zur Internationalen Judenchristlichen Allianz (»International Hebrew Christian Alliance«) zusammen, 1990 in »Internationale Messianisch-Jüdische Allianz« (»International Messianic-Jewish Alliance«) umbenannt. Nationale messianisch-jüdische Allianzen bestehen in 15 Ländern (1996). Die Zahl der messianischen Juden, die sich in eigenen Gemeinden und Hauskreisen versammeln, wird weltweit auf etwa 140 000 geschätzt; davon etwa 80 000 in den USA und 4 000 in Israel. - Die traditionellen jüdischen Feste werden als von Gott eingesetzte Feste gefeiert, wobei Bezug auf die Heilsgeschichte Jesu Christi genommen wird. Die wöchentliche Gottesdienstfeier findet am Sabbat statt. Glaubenssymbol in den Gottesdiensträumen ist in der Regel die Menora anstelle des Kreuzes, das im jüdischen Bewusstsein, für messianische Juden als äußeres (nicht als theologisches) Symbol, untrennbar mit der geschichtlichen Judenverfolgung verbunden ist. Über die Verbindlichkeit der Einzelvorschriften des jüdischen Gesetzes gibt es unterschiedliche Auffassungen.
 
Literatur:
 
F. Manns: Bibliographie du judéo-christianisme (Jerusalem 1979);
 K. Kjaer-Hansen u. O. C. M. Kvarne: Messian. Juden. J. in Israel (a. d. Dän., 1983);
 
Kirche u. Synagoge. Hb. zur Gesch. von Christen u. Juden, hg. v. K. H. Rengstorf u. a., 2 Bde. (Neuausg. 1988);
 F. May: Aufbruch im Hl. Land. Messian. Juden in Israel. .. (1996).
 

Universal-Lexikon. 2012.