Gesellenvereine,
vorwiegend konfessionelle Standesorganisationen, denen heute unselbstständige und selbstständige Handwerkerinnen und Handwerker sowie Personen, die dem Handwerk verbunden sind, angehören. Ursprünglich als Selbsthilfeorganisationen unselbständiger Handwerker mit dem Ziel entstanden, durch soziale Unterstützung und Bildung der Handwerksgesellen ihr Absinken ins Proletariat und ihre Entfremdung vom Christentum zu verhindern, entwickelten sich die Gesellenvereine im 19. Jahrhundert in der Phase des Übergangs der ständischen Gesellschaft zur Industriegesellschaft. Den ersten Gesellenvereine gründete der Lehrer Johann Gregor Breuer 1846 in Elberfeld, dessen zweiter Präses 1847 der katholische Kaplan A. Kolping wurde.
Die evangelische Gesellenvereine gehen auf J. H. Wichern zurück, der 1844 in Berlin einen »Verein zur Förderung christlicher Sitte und Geselligkeit unter jungen Leuten des Gewerbestandes« und 1848 in München mit dem »Evangelischen Gesellen- und Arbeiterverein« den ersten evangelischen Gesellenverein gründete. 1894 wurde in Bochum der »Verband Evangelische Gesellenvereine« gegründet. 1933 in die »Deutsche Arbeitsfront« eingegliedert und 1935 zwangsaufgelöst, kam es nach 1945 zur Neugründung evangelischer Gesellenvereine und 1950 zur Neukonstituierung des Verbandes. 1953 in »Verband der Evangelischen Gesellen- und Meistervereine für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland e. V.« umbenannt, heute »Verband Evangelischer Handwerker e. V. - Gesellen- und Meistervereine in Deutschland« mit Sitz in Gelsenkirchen, gehören ihm gegenwärtig (1996) 19 Gesellen- und Meistervereine mit rd. 1 300 Mitgliedern an. Den regionalen Schwerpunkt bildet das Ruhrgebiet (16 Vereine). Der Verband vertritt handwerkspolitisches Anliegen gegenüber dem Staat, der Kirche und der Gesellschaft und arbeitet auf ökumenischer Ebene mit dem Kolpingwerk zusammen. Einen wesentlichen Schwerpunkt der Verbandsarbeit bildet heute die breit gefächerte Bildungsarbeit.
Universal-Lexikon. 2012.