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Gervinus
Gervinus,
 
Georg Gottfried, Historiker, Literarhistoriker und Politiker, * Darmstadt 20. 5. 1805, ✝ Heidelberg 18. 3. 1871; ursprünglich Kaufmann, während seines Geschichtsstudiums (seit 1826) Schüler und Freund F. C. Schlossers; wurde 1835 Professor in Heidelberg, 1836 in Göttingen, 1837 als einer der Göttinger Sieben amtsenthoben. 1844 Honorarprofessor in Heidelberg, gehörte Gervinus 1848 vorübergehend der Frankfurter Nationalversammlung an. Seine von demokratischen Idealen - nach dem Scheitern der bürgerlichen deutschen Revolution ruhte seine Hoffnung v. a. auf dem vierten Stand - und dem Glauben an einen unaufhaltsamen Fortschritt der Völker zur Freiheit getragene Geschichtsauffassung trug ihm 1853 den Entzug der Lehrbefugnis und ein Hochverratsverfahren ein. Seitdem lebte er, politisch enttäuscht, in wachsender Verbitterung als Privatgelehrter in Heidelberg, in Opposition auch zu der späteren politischen Entwicklung in Deutschland, die seiner liberalen Geschichtsauffassung nicht gemäß war. Das Werk L. von Rankes kritisierte er scharf. - Als Literarhistoriker hat Gervinus als Erster die deutsche Literatur im Zusammenhang mit der geschichtlichen Entwicklung unter Akzentuierung der politischen Bezüge dargestellt.
 
Werke: Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen, 5 Bände (1835-42); Einleitung in die Geschichte des 19. Jahrhunderts (1853); Geschichte des 19. Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen, 8 Bände (1855-66; bis 1830).
 
Autobiographie: G. G. Gervinus' Leben von ihm selbst erzählt (herausgegeben 1893).
 
Ausgabe: Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm, Dahlmann und Gervinus, herausgegeben von E. Ippel, 2 Bände (1885-86, Nachdruck 1973).
 
Literatur:
 
Der Hochverratsprozeß gegen G., hg. v. W. Boehlich (1967);
 G. Hübinger: G. G. G. Histor. Urteil u. polit. Kritik (1984).
 

Universal-Lexikon. 2012.