Gebärmutterverlagerung,
Abweichung der Stellung und Haltung der Gebärmutter aus der normalen Lage; besteht in einer leichten Vorwärtsneigung der Gebärmutterachse (Anteversion) und einer geringen Knickung des Gebärmutterkörpers nach vorn zum Gebärmutterhals (Anteflexion). Man unterscheidet horizontale und vertikale Lageabweichungen.
Von den horizontalen Gebärmutterverlagerungen sind praktisch bedeutsam die überstarke Vorwärtsknickung (spitzwinklige Anteflexion), die bei Unterentwicklung der Gebärmutter vorkommt und zu sehr schmerzhaften und starken Menstruationsblutungen führt. Die häufig zu beobachtende Rückwärtsneigung (Retroversion) oder Rückwärtsknickung (Retroflexion) hat in der Regel keinen Krankheitswert und bedarf keiner Behandlung. Hingegen kann die durch Entzündungen oder Endometriose entstandene fixierte Rückwärtsknickung (Retroflexio fixata) mit Verwachsungen zwischen Mastdarm und Beckenwand zu Kreuzschmerzen, Blutungsstörungen, Verstopfungen, Unfruchtbarkeit, unter Umständen auch zur Fehlgeburt führen, wenn die Aufrichtung der schwangeren Gebärmutter ausbleibt und eine Einklemmung derselben eintritt. Als Folge einer allgemeinen Gewebeschwäche und Schädigung des Halteapparates der Gebärmutter und v. a. der Beckenbodenmuskulatur kommt es zur vertikalen Gebärmutterverlagerung nach unten, zur Gebärmuttersenkung (Deszensus), die zumeist mit einer Senkung der vorderen und hinteren Scheidenwand (Scheidenvorfall oder -senkung) verbunden ist, wobei die Harnblase beziehungsweise der Mastdarm mit nach unten drängen oder aus der Vulva heraustreten. Die Folgen können, neben einem Druckgefühl nach unten, unbeabsichtigter Harnabgang und Blasenentzündungen sowie Verstopfungen sein. Beim Gebärmuttervorfall (Prolaps) tritt erst der Hals, dann die gesamte Gebärmutter zusammen mit der Scheide aus dem Schamspalt heraus und befindet sich vor der Vulva. Dadurch entstehen oft ausgedehnte Druckgeschwüre mit Blutungen und Eiterung, erhebliche Sitzbeschwerden und Harnentleerungsstörungen bis zur Harnverhaltung.
Die Behandlung besteht bei leichter Senkungserkrankung in Beckenbodengymnastik und Hormontherapie. In fortgeschrittenen Fällen ist die operative Wiederherstellung des Beckenbodens mit Raffung der Scheidenwände und des Dammes sowie in der Regel auch die Mitentfernung der Gebärmutter erforderlich. Bei hohem Operationsrisiko oder Ablehnung der Operation kommt die Einlage eines Pessars in die Scheide infrage.
Universal-Lexikon. 2012.