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Countryblues
Countryblues
 
[amerikanisch, 'kʌntrɪbluːz], auch Downhome-Blues, volksmusikalische Tradition des Blues, die sich unter den ländlichen Lebensverhältnissen in den agrarischen Südstaaten der USA mit regional unterschiedlichen Spielweisen und Stilformen (Mississippi-Blues, Texas-Blues, Piedmont-Blues) herausgebildet hat. Entdeckt wurde diese Musik erst in den Zwanzigerjahren, als die Schallplattenindustrie, angeregt durch den kommerziellen Erfolg des klassischen Blues, für ihre Racerecord-Serien (Racerecords) auch Volksmusiker in die Aufnahmestudios holte. Diese waren während des ersten Weltkrieges im Zusammenhang mit einer großen Abwanderungswelle von Afroamerikanern aus den Südstaaten in den durch die Kriegsproduktion Arbeitsplätze versprechenden industriellen Norden auch in die Zentren der Schallplattenindustrie gekommen. So begann 1924 zunächst die in Wisconsin beheimatete Firma Paramount Records, Countryblues-Sänger in ihre Racerecord-Serie aufzunehmen. Zu ihren Veröffentlichungen gehörten dann Aufnahmen mit Charley Patton (1889-1934), Son House (1902-1988), Blind Lemon Jefferson (1897-1930), die wesentliche regionale Traditionen des volksmusikalischen Blues repräsentierten. Wenig später schickten die Chicagoer Gennet Records die ersten fahrbaren Aufnahmestudios übers Land, um die Volksmusik gleich an Ort und Stelle aufzuzeichnen (Field-Records). Von den Großen des Schallplattengeschäfts folgte 1926 die Columbia dieser Praxis. In einem Zeitraum von nur rund fünf Jahren wurde auf diese Weise der gesamte Süden von den professionellen Talentesuchern der Plattenindustrie durchkämmt, denn das Verfahren erwies sich auch als äußerst profitabel, wurde den im Musikgeschäft völlig unerfahrenen Musikern in der Regel doch nur eine geringfügige einmalige Abfindung für ihre Aufnahme bezahlt. Dass die Auswahl dabei im Wesentlichen kommerziellen Kriterien folgte und sich an dem gerade geschaffenen Markt für den Blues orientierte, hat einen Teil dieser einmal reich entwickelten volksmusikalischen Tradition des Blues für immer verschüttet, obwohl dadurch andererseits überhaupt erst die Aufmerksamkeit dafür geweckt worden ist. Eine systematische Erforschung der Musik der Schwarzen im Süden der USA erfolgte ab 1933, als der Musikethnologe und Volksliedsammler John A. Lomax (1875-1948) und dessen Sohn Alan Lomax (* 1915) im Auftrag der Library of Congress, Washington D.C., mit der Sammlung von Liedern begannen. Sie waren es auch, die dabei im Staatsgefängnis von Louisiana den Sänger und Gitarristen Huddie Ledbetter, genannt Leadbelly (1888-1949), entdeckten, der dann als erster schwarzer Volksmusiker die Rassenschranken im Musikgeschäft der USA durchbrach und den Countryblues auch einem weißen Publikum bekannt machte.
 
Der Countryblues ist außerordentlich reich an Formen, Stilen und Spielweisen, die in spezifischen regionalen Traditionszusammenhängen verwurzelt sind und eine verallgemeinernde Festlegung auf ein stilistisches Grundmodell nicht zulassen. Da hier auch noch nicht, wie in den städtischen Bluesformen, das auf europäische Ursprünge zurückgehende vollentwickelte harmonische Kadenzgesetz durchgesetzt ist, fehlt ebenfalls die Bindung an das Bluesschema mit seinem charakteristischen Bluesstimmenablauf (Blues). Stattdessen dominieren oft noch Elemente der typisch negroiden Sprechmelodik (parlando), die eine musikalisch freie Gestaltung zur Folge haben. Begleitet wird der Countryblues in der Regel durch ein Einzelinstrument, vor allem mit Gitarre, Banjo und auch Mundharmonika.
 
Siehe auch: Blues.

Universal-Lexikon. 2012.