Caillaux
[ka'jo], Joseph, französischer Politiker, * Le Mans 30. 3. 1863, ✝ Mamers (Département Sarthe) 22. 11. 1944; Professor der Finanzwissenschaft; wurde 1898 radikaler Abgeordneter und war 1899-1911 dreimal Finanzminister. Er versuchte, die Einkommensteuer einzuführen (erst zwischen 1914 und 1917 verwirklicht). Als Ministerpräsident (Juni 1911 bis Januar 1912) schloss er mit dem Deutschen Reich das Marokko-Kongo-Abkommen. Caillaux wurde im Dezember 1913 erneut Finanzminister, musste aber 1914 zurücktreten (seine Frau hatte den Direktor des »Figaro«, Gaston Calmette, der scharfe persönliche Angriffe gegen ihn gerichtet hatte, erschossen). Von der Anschuldigung, während des Krieges im geheimen Einverständnis mit Deutschland gestanden zu haben, wurde Caillaux 1920 freigesprochen, aber wegen »Korrespondenz mit dem Feind« verurteilt. Nach seiner Begnadigung (1925) war er noch dreimal kurz Finanzminister (1925, 1926, 1935). Seit 1925 Senator, führte Caillaux die Opposition des Senats gegen die Volksfront.
Werke: L'impôt sur le revenu (1910); Mes prisons (1920; deutsch Meine Gefangenschaft); Ma doctrine (1926); D'Agadir à la grande pénitence (1933); Mes mémoires, 3 Bände (1942-47).
P. Houdyer: L'Affaire C.. .. ainsi finit la Belle Époque (Les Sables d'Olonne 1977);
J.-C. Allain: J. C., 2 Bde. (Paris 1979-82).
Universal-Lexikon. 2012.