Borland,
1983 von dem in Paris geborenen Philippe Kahn gegründetes Software-Haus mit Sitz in Scotts Valley im US-Bundesstaat Kalifornien. Die Firma machte sich mit preiswerten, aber leistungsfähigen Programmiersprachen wie Turbo Pascal oder Turbo Basic rasch einen Namen und entwickelte später auch Anwenderprogramme wie SideKick, die Datenbank Paradox und das Tabellenkalkulationsprogramm QuattroPro. Durch die Übernahme des Unternehmens Ashton Tate (Hersteller der Datenbank dBase und des Office-Pakets Framework) wurde Borland zeitweise sogar zum führenden Anbieter von PC-Datenbanken.
Der Versuch, durch eine Verbreiterung der Angebotspalette dem Konkurrenten Microsoft Paroli zu bieten, scheiterte jedoch in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre mit der Etablierung von Windows als dem beherrschenden Betriebssystem. Gleichzeitig ging die Marktführerschaft auf dem Gebiet der Datenbanken an Microsoft Access verloren, und auch QuattroPro verlor Marktanteile. In der Folge geriet Borland in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten (Verlust 1993 etwa 70 Millionen US-$). Daraufhin wurden Verlust bringende Programme verkauft (QuattroPro ging 1994 an die Firma WordPerfect Corp., die kurz darauf ihrerseits von Novell übernommen wurde; 1996 wurde die Datenbank Paradox an die Firma Corel verkauft, die auch sämtliche Produkte von WordPerfect übernahm). Im Jahr 1995 wurde Philippe Kahn als Präsident abgelöst, er gründete daraufhin die Starfish Software. Seitdem konzentrierte sich das neue Management ganz auf die Erstellung von Entwicklungswerkzeugen für Internet und Intranet (etwa das auf Pascal basierende objektorientierte System Delphi, der auf der Programmiersprache Java basierende JBuilder oder das auf C++ basierende C++Builder sowie Kylix für die Linux-Welt) und das Management von verteilten Unternehmensanwendungen (etwa durch die Weiterentwicklung der Datenbank dBase zu Visual dBase, die Datenbank InterBase sowie das auf CORBA basierende System VisiBroker). 1997 schrieb Borland erstmals wieder Gewinn. Seit März 1999 wird dBase von dBase Inc. (Vestal, New York, USA) vertrieben.
Um die strategische Neuausrichtung auf das E-Business deutlich zu machen, änderte Borland im April 1998 seinen Namen in Inprise Corp., behielt die Bezeichnung Borland jedoch als Marke für einige Produkte bei. Es gelang Inprise jedoch nicht, dauerhaft in die Gewinnzone zurückzukehren. Im Rahmen einer im Juni 1999 geschlossenen Allianz gingen die Patente von Inprise für 100 Millionen US-$ an Microsoft, zusätzlich erwarb Microsoft für 25 Millionen US-$ einen 10-prozentigen Anteil an Inprise. Im Februar 2000 wurde die Fusion von Inprise mit Corel (im Rahmen eines Aktientauschs) angekündigt, sie wurde im Mai 2000 nach Protesten der Anleger jedoch abgesagt. Im Januar 2001 wurde das Unternehmen wieder in Borland zurückbenannt, da sich der Name Inprise nicht durchgesetzt hatte.
Universal-Lexikon. 2012.