Boccioni
[bot'tʃoːni], Umberto, italienischer Maler und Bildhauer, * Reggio di Calabria 19. 10. 1882, ✝ (gefallen) bei Verona 17. 8. 1916; studierte in Rom und Mailand, Mitbegründer (1910) und Wortführer des Futurismus. Boccioni ging vom französischen Divisionismus und Kubismus aus, deren Einflüsse er in seiner »Malerei der Seelenzustände« um 1910 in erregten Farbimpulsen, simultanen Perspektiven und Bewegungsphasen dynamisierte. Themen sind die industrialisierte Großstadt, Aufruhr und Menschenmassen (»Der Lärm der Straße dringt in das Haus«, 1911; Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum). Boccioni wandte die Theorien der futuristischen Malerei auf die Plastik an (»Technisches Manifest der futuristischen Skulptur«, 1912). Er erreichte eine gegenseitige Durchdringung von Raum und Bewegung im Widerspiel gewölbter und gehöhlter Formen und wurde damit zu einem Wegbereiter der abstrakten Plastik. Boccioni war auch Zeichner und Radierer.
B. u. Mailand, bearb. v. M. M. Moeller, Ausst.-Kat. (1983);
U. M. Schneede: U. B. (1994).
Universal-Lexikon. 2012.