Atérien
[ater'jɛ̃; nach dem Fundort Bir el-Ater, Nordostalgerien] das, -s, altsteinzeitliche Kultur. Das Atérien stellt, neben der Dabbakultur, die jüngste Epoche der Altsteinzeit in Nordafrika dar. Typologisch gehört es zum Moustérien. Es setzt die Steinbearbeitungstechnik der älteren Kulturen fort, begründet jedoch durch die Schaffung neuer Formen eine eigene Tradition. Typisch für das Atérien sind gestielte Spitzen, die man zunächst für jungsteinzeitliche Pfeilspitzen hielt. Fast alle Gerätetypen (Schaber, Kratzer usw.) treten in gestielter Version auf. Die Stiele dienten wahrscheinlich der Schäftung in Holz oder anderen Materialien. Das Jungatérien der Südsahara zeichnet sich durch technische Perfektion aus, sodass man in ihm bereits ein Präneolithikum vermutete, was jedoch wenig wahrscheinlich ist. Das Atérien ist im gesamten Maghreb und in der Sahara verbreitet: im Süden bis in die heutige Region des Sahel, im Osten bis in die Libysche Wüste, aber nicht darüber hinaus. Es handelt sich damit um eine allein für Nordafrika und die Sahara typische Kultur. Das Atérien wurde in zahlreiche Grabungen archäologisch erschlossen. Nach Radiokarbondatierungen setzte es vor 40 000 Jahren ein und endete vor 28 000 Jahren. Der Mensch des Atériens blieb bisher unbekannt. Man vermutet, dass es sich um Neandertaler handelte.
Universal-Lexikon. 2012.