[Gaula: Wales, nicht Gallien], Held eines in ganz Europa verbreiteten Ritterromans, dessen Urform vor 1325 vielleicht in Portugal entstand und dessen entscheidende Redaktion durch den Spanier Garci Rodríguez de Montalvo erfolgte, der drei vorhandene Bücher umarbeitete und durch ein viertes ergänzte. Diese Fassung (»Amadís de Gaula«) ist in der Ausgabe von Saragossa 1508 in einem Exemplar überliefert. Der französische Übersetzer Nicolas d'Herberay des Essarts (✝ um 1553) erweiterte die auch in Spanien fortgeschriebene Vorlage auf 8 Bände (1540-48), weitere französische Bearbeitungen umfassten zunächst 21, im Anschluss an die deutsche 24-bändige Fassung (1569-94) schließlich 24 Bände. Der französischen folgten Übersetzungen in die meisten westeuropäischen Sprachen. In Spanien wurde die Flut der Amadisromane für Cervantes Anlass zu deren Parodie im »Don Quijote«.
Der Amadisroman, der zum galanten Roman des Barock überleitet (Motiv der Liebe des Amadis von Gaula zu Oriana), ist das letzte Glied in der Entwicklung des mittelalterlichen höfischen Romans: Die Abenteuer (Kämpfe in vielen Ländern) des von bösen und guten Zaubermächten begleiteten Helden sind hier, beliebig vermehrbar, Selbstzweck geworden.
Universal-Lexikon. 2012.