Akademik

Mikronesier
Mi|k|ro|ne|si|er, der; -s, -:
Ew.

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Mikronesi|er,
 
die einheimische Bevölkerung Mikronesiens, etwa 190 000, eng mit den Polynesiern verwandt (u. a. glattes oder welliges Haar, hellbraune Haut), aber mit stärkeren mongoliden Zügen. Die keineswegs einheitlichen, in voreuropäischer Zeit metalllosen Kulturen sind stark von polynesischen, melanesischen und indonesischen Einflüssen geprägt, durch Einflüsse aus Europa, Japan und den USA wurden sie zusätzlich stark verändert. Fischfang liefert den Hauptteil der Nahrung. Unter den Wohnhäusern (rechteckige Giebeldachhäuser; zum Teil Steinfundamente) zeichnet sich das Männerhaus durch Größe und Ausstattung (bemerkenswerte Reliefschnitzereien) aus; auf den Karolineninseln Kosrae und Ponape stehen die Reste von steinernen Kultbauten. Die Geräte wurden meist aus Muschelschalen u. Ä. angefertigt; Töpferei und Weberei (Pflanzenfasern; besonders auf den Karolinen), Matten- und Korbflechterei waren im Allgemeinen bekannt. - Künstler. Ausdrucksformen finden sich v. a. auf der Inselgruppe Palau und auf den Mortlockinseln. Ein Beweis für die hoch entwickelte Seefahrt (Auslegerboote mit dreieckigem Segel) sind auch die von den Marshallinseln bekannten Seekarten (Stabkarten). Neben den modernen Währungen waren bis in jüngste Zeit, z. B. auf den Palauinseln, Formen von Nutzgeld (Muschel-, Schnecken-, auch Perlmutt- und Mattengeld) in Gebrauch; besonders bemerkenswert war das mühlsteinförmige Steingeld aus Aragonit (bis zu 4 m hoch) auf den Yap Islands. In der Sozialordnung überwogen in Ostmikronesien polynesische Einflüsse, im Westen melanesisch-indonesische Züge (matrilineare totemistische Gruppen oder erbliches Häuptlingstum). Wie die gesamte Kultur sind unter dem europäischen Einfluss seit dem 17./18. Jahrhundert auch die ursprünglich vom Ahnenkult bestimmten religiösen Vorstellungen (auch Verehrung von Himmelsgöttern und Vegetationsdämonen) weitgehend umgeformt worden (Reste des Animismus auf den Karolinen). Die Mikronesier sind heute überwiegend Christen.
 
Literatur:
 
B. Stillfried: Die soziale Organisation in Mikronesien (Wien 1953).

Universal-Lexikon. 2012.