Re|kris|tal|li|sa|ti|on 〈f. 20〉
1. Kristallwachstum in einem polykristallinen Stoff, das bei einer Erwärmung auf eine Temperatur weit unter der Schmelztemperatur auftritt, wird z. B. zur Rückgewinnung der durch Verformung verlorengegangenen kristallinen Materialeigenschaften verwendet
2. 〈Met.〉 durch Erwärmen bewirkte Gefügeänderung eines durch Kaltbearbeitung verformten Materials
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Re|kris|tal|li|sa|ti|on [↑ re- u. ↑ Kristallisation] in Metallurgie u. Petrologie die unter Einwirkung von Temp. oder Verformungskräften stattfindende Bildung neuer oder größerer Kristalle auf Kosten der älteren oder aus polykrist. Materie. Vgl. Umkristallisation.
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Rekristallisation,
1) Metallurgie: die Umbildung des Kristallgitters (Gefügeneubildung) durch Verschiebung der Korngrenzen beim Glühen verformter Metalle und Legierungen. Die bei der Verformung entstehenden Störungen des Kristallgitters (Gitterverzerrungen und Versetzungen) wirken bei anschließender Erwärmung auf Temperaturen oberhalb der für jedes Metall charakteristischen Temperaturschwelle (Rekristallisationsgrenze) als Keime für die Bildung neuer, ungestörter Kristalle, die auf Kosten der alten, verformten Kristalle wachsen. Die Rekristallisationgrenze liegt bei etwa der halben absoluten Schmelztemperatur des Metalles und ist außerdem noch vom Grad der vorangegangenen Kaltverformung abhängig. Die Rekristallisation stellt die Verformbarkeit des Werkstoffes wieder her. Bei hohen Verformungsgraden wird daher zwischen zwei Verformungsvorgängen eine Rekristallisationsglühung durchgeführt. Erfolgt die Verformung bei Temperaturen oberhalb der Rekristallisationsgrenze oder wird das Metall bei diesen Temperaturen einer mechanischen Spannung ausgesetzt, so findet sofort eine Rekristallisation statt, sodass sich das Metall ständig verformt (»fließt«). Daher stellt die Rekristallisationsgrenze gleichzeitig die höchste Temperatur dar, bei der ein Metall praktisch belastet werden darf. Bei Erhöhung der Temperatur oder der Glühzeit über das notwendige Maß hinaus kommt es zu einer Kornvergröberung durch Wachstum einiger Körner, wodurch die Neigung des Werkstoffs zur Brüchigkeit steigt.
2) Mineralogie: Wiederherstellung der Kristallgitter tektonisch deformierter Minerale. Dabei entstehen aus großen, zerbrochenen Kristallen kleine, ungestörte Kriställchen. Rekristallisationsvorgänge von Salzmineralen sind wichtig, z. B. beim Aufsteigen von Salzstöcken.
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Universal-Lexikon. 2012.