Pro|let|kult 〈m. 1; unz.〉 Bewegung in Kunst u. Literatur zw. 1920 u. 1930 zur Entwicklung einer proletar. Massenkultur unter Verzicht auf die traditionelle künstler. Form [Kurzw. aus russ. proletarskaja kultura „proletar. Kultur“]
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kulturrevolutionäre Bewegung der russischen Oktoberrevolution mit dem Ziel, eine proletarische Kultur zu entwickeln.
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Proletkult
[Kurzwort für Proletarskije kulturnoproswetitelskije organisazii »proletarischen kultisch-volksbildnerischen Organisationen«], sowjetrussische Kultur- und Bildungsorganisation, 1917 in Petrograd gegründet, entwickelte sich zu einer autonomen Massenorganisation. Nach den Theorien von A. A. Bogdanow u. a. sollte der Proletkult eine von Proletariern selbst zu schaffende »Klassenkultur« (G. W. Plechanow) als Überbau der industriellen Basis hervorbringen, die an die Stelle der - nach marxistischer Überzeugung - zum Absterben verurteilten bourgeoisen Literatur und Kunst zu treten hätte. Im Unterschied zu einigen radikalen Theoretikern des Proletkults, die alles Vergangene verwarfen, traten Bogdanow und A. W. Lunatscharskij für die Aneignung des literarischen Erbes durch die Masse der Werktätigen ein. Bogdanow sah die Funktion der Kunst in ihrer die proletarischen Kräfte organisierenden Rolle und ließ durch den Proletkult literarischer Werkstätten errichten, in denen die neuen Autoren ausgebildet werden sollten.
Die Proletkultdichtung feierte die Macht der Revolution und des Arbeiterkollektivs. Vorgestellt wurden Massenschauspiele, »Maschinenkonzerte« und Straßentheater im Sinne einer »monumentalen Propaganda«. Die bildenden Künstler standen meist dem Konstruktivismus nahe. - Der Proletkult geriet 1921 in Gegensatz zu Lenin und zum Führungsanspruch der KP und wurde 1932 aufgelöst.
P., hg. v. P. Gorsen u. a., 2 Bde. (1974-75);
Von der Revolution zum Schriftstellerkongreß, hg. v. G. Erler u. a. (1979);
H. Siegel: Sowjet. Literaturtheorie 1917-1940 (1981);
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Universal-Lexikon. 2012.