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Elektrokardiographie
Elek|tro|kar|dio|gra|phie 〈f. 19; unz.; Med.〉 = Elektrokardiografie
Die Buchstabenfolge elek|tr... kann in Fremdwörtern auch elekt|r... getrennt werden.

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Elektrokardiographie,
 
diagnostisches Verfahren zum Aufzeichnen der Aktionsströme des arbeitenden Herzens. Die Ströme des Herzmuskels werden in der Regel von verschiedenen Stellen der Körperoberfläche, wo sie mit stark verminderter Amplitude nachweisbar sind, abgeleitet, etwa 1 000fach verstärkt und meist über Direktschreiber (z. B. Düsen- oder Thermoschreiber) oder auch Magnetbandspeicher aufgezeichnet. Hierdurch erhält man als Differenzkurve zwischen ruhendem und erregtem Herzmuskel das Herzstrombild oder Elektrokardiogramm (Abkürzung EKG).
 
Die P-Welle der Kurve bedeutet den Vorhofteil (Dauer 0,10 s), PQ die Überleitungszeit (Dauer der Erregungsausbreitung 0,12-0,20 s), QRS-Gruppe (Kammeranfangsgruppe; Dauer 0,08 s), ST-Strecke und T-Welle den Kammerendteil. Die Form des EKG verhält sich entsprechend der Lage der ableitenden Elektroden zur elektrischen Herzachse. Mit dem EKG lassen sich Rhythmusstörungen des Herzens, Änderungen der Erregungsbildung, der Erregungsleitung und der elektrischen Herzachse sowie zirkulatorisch, stoffwechsel-, infektiös-toxisch oder allergisch bedingte Schädigungen des Herzmuskels (auch Herzinfarkte) feststellen. Charakteristische Unterschiede ergeben sich beim Vergleich von Ruhe-EKG und Belastungs-EKG (am zweckmäßigsten bei Fahrradergometerarbeit).
 
Am gebräuchlichsten sind die Ableitungen der Aktionsströme von den Armen und Beinen (Gliedmaßenableitung) und der Brustwand (Brustwandableitung; differente Elektrode am Brustkorb herznah angelegt, mit den drei zusammengeschalteten Gliedmaßenableitungen als indifferente Sammelelektrode). Meist werden alle Ableitungen gleichzeitig aufgezeichnet (Mehrkanalsystem). Tragbare Geräte sind in der Notfallmedizin u. a. gebräuchlich.
 
Die fetale Elektrokardiographie ist ein Verfahren zum Registrieren der in der Regel von der Körperoberfläche einer Schwangeren abgeleiteten Herzstromkurve des Fetus. Sie liefert Aussagen über Bestehen einer Schwangerschaft, Lage und Stellung sowie über etwaige Herzanomalien der Frucht (Kardiotokographie).
 
Bei der Elektrokardioskopie (Elektrofluoroskopie) wird die Herzstromkurve als wandernder Lichtpunkt auf einem Kathodenstrahloszillographen wiedergegeben (z. B. zur Herz- und Kreislaufüberwachung auf Intensivstationen und im Notarzteinsatz). Ein der Elektrokardiographie verwandtes Verfahren ist die Vektorkardiographie.
 
Literatur:
 
R. Heinecker u. B.-D. Gonska: EKG in Praxis u. Klinik (131992);
 R. u. S. Klinge: Praxis der EKG-Auswertung (41995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
EEG und EKG: Messung elektrischer Spannungen
 
Erregungsleitungssystem und Elektrokardiogramm
 
EKG: Elektrische Potenziale am Herzen
 

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Elek|tro|kar|di|o|gra|phie, die; -, -n (Med.): Verfahren der Aufzeichnung von Elektrokardiogrammen.

Universal-Lexikon. 2012.