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Tigrinja
Tigrịnja,
 
Tigrịña [-ɲa], Tigray, Volk im Norden des Äthiopischen Hochlandes, etwa 4 Mio. Menschen. Die vermutlich aus einer Mischung südarabischer Einwanderer mit kuschitischen Ureinwohnern hervorgegangenen Tigrinja sind überwiegend äthiopische (monophysitische) Christen, etwa 200 000 (v. a. in Eritrea) sunnitische Muslime (Jabarti). Die mit den Amhara staatstragenden Tigrinja waren Hauptbetroffene des äthiopischen Bürgerkriegs (Hungersnöte, Zwangsumsiedlungen). Ihr langjähriger Widerstand trug maßgeblich zum Sturz der kommunistischen Regierung bei. - Ihre Sprache, das Tigrinja, Tigriña oder Tigray, gehört mit Geez und Tigre zu den nordäthiopischen Semitensprachen. Es ist reich an konsonantischen Phonemen, unter denen die Velare und Pharyngale der Sprache ihren besonderen Charakter verleihen; die Morphologie des Nomens ist durch großen Formenreichtum gekennzeichnet. Der Wortschatz enthält Entlehnungen aus dem Arabischen sowie aus den Kuschitensprachen der Agau. Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat sich ein Schrifttum entwickelt. - Das Gebiet der Tigrinja war Zentrum des Königreichs Aksum und gehörte seither zu den christlichen Kernlanden Äthiopiens. Es besitzt zahlreiche für die äthiopische Geschichte und Kultur bedeutende Stätten, wie Aksum, Adua und das Kloster Debre Damo (religiöses Zentrum im 14.-16. Jahrhundert).
 
Literatur:
 
F. Praetorius: Gramm. der Tigriñasprache in Abessinien, 2 Tle. (1871-72, Nachdr. 1974, 1 Bd.);
 F. Da Bassano: Vocabolario tigray-italiano e repertorio italiano-tigray (Rom 1918);
 M. da Leonessa: Grammatica analitica della lingua Tigray (ebd. 1928);
 W. Leslau: Documents tigrigna. Grammaire et textes (Paris 1941);
 R. Voigt: Das tigrin. Verbalsystem (1977);
 
A Tigrinya (Tegreňňa) chrestomathy, hg. v. E. Ullendorff (Stuttgart 1985).

Universal-Lexikon. 2012.