Thomas Ebendorfer,
mittellateinischer Historiograph und Theologe, * Haselbach (Niederösterreich) 10. 8. 1388, ✝ Wien 12. 1. 1464; lehrte an der Universität Wien in der Artisten- und ab 1428 in der theologischen Fakultät (bis 1460), war als Vertreter der Universität beim Basler Konzil (1432-35) an den Verhandlungen mit den Hussiten beteiligt. Friedrich III. diente er als Ratgeber und Diplomat, bereitete 1451/52 dessen Romzug und Kaiserkrönung vor, verlor aber an Einfluss und zog sich an die Universität beziehungsweise in die ihm 1435 als Wiener Domherrn anvertraute Pfarrei Perchtoldsdorf zurück. Von seinen rd. 200 Schriften besitzen die Predigtsammlungen (z. B. über die Paulusbriefe, gedruckt Straßburg 1478) und der umfängliche Vorlesungskommentar zu den Weissagungen Jesajas (1428-60) kulturhistorischen Wert; wichtiger durch ihre Augenzeugenschaft sind seine Tagebuchaufzeichnungen über die Verhandlungen mit den Hussiten (»Diarium«, 1433-36) sowie die für Friedrich III. verfassten, später aktualisierten Chroniken der römischen Kaiser, der Päpste und Österreichs (»Chronica Austriae«, 1451-63).
Universal-Lexikon. 2012.