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Spinelle
Spinẹlle
 
[wohl von italienisch spinello, Verkleinerung von spina, von gleichbedeutend lateinisch spina »Dorn«, »Stachel«], Singular Spinẹll der, -s, zusammenfassende Bezeichnung für eine Gruppe isomorpher kubischer Minerale der allgemeinen Zusammensetzung MM2'O4 oder MO · M2'O3, wobei M ein zweiwertiges Metall (meist Mg, Zn, Mn, Fe) und M' ein dreiwertiges Metall (meist Al, Fe, Cr) bedeutet. Die Spinelle sind als feste Lösungen zweier Metalloxide anzusehen, die ein gemeinsames Kristallgitter bilden. Die Spinelle werden meist nach dem dreiwertigen Metall in die Gruppen der Aluminat-, der Ferrit- und der Chromitspinelle unterteilt; da sich die zwei- und die dreiwertigen Metalle untereinander ersetzen können, ergeben sich zahlreiche Verbindungen, die sich häufig nicht scharf voneinander abgrenzen lassen.
 
Zu den Aluminatspinellen zählt das als Spinell im engeren Sinn bezeichnete Mineral der chemischen Zusammensetzung MgAl2O4, das in Form kleiner, gut ausgebildeter, glasig glänzender, farbloser oder je nach Beimengungen verschieden gefärbter Kristalle auftritt (oft mit Zwillingsbildung), Härte nach Mohs 8; Dichte 3,5 bis 3,7 g/cm3. Besonders schön ausgebildete blassrote, gelblich oder bläulich rote, durchsichtige Kristalle (Edelspinelle) werden als Schmucksteine verwendet. Andere Varietäten sind der blassrote Rubinbalais, der rosarote Balas-Rubin, der blutrote Rubinspinell, der orange- oder rosafarbene Rubicell, der bläulich rote bis violette Almandinspinell, der blaue Saphirspinell, der grüne Chlorospinell, der schwarze Picotit und Pleonast, der schwarze, im Dünnschliff tiefgrüne Hercynit sowie der dunkelgrüne Gahnit. Die Aluminatspinelle entstehen meist durch Kontaktmetamorphose in Kalken und Dolomiten, zusammen mit Korund und Granat; daneben treten sie auch in magmatischen Gesteinen und metamorphen Schiefern auf. Als typische Schwerminerale werden sie in Seifen angereichert.
 
Die Ferritspinelle sind eisenreiche, dunkle, zum Teil magnetische Minerale mit hoher Dichte, u. a. Magnetit, Magnesioferrit (MgFe2O4; schwarz, Dichte 4,6-4,7 g/cm3; u. a. in Laven vorkommend), Franklinit, Jakobsit, Trevorit (NiFe2O4; schwarz, Dichte 5,16 g/cm3; u. a. in Eisenmeteoriten). Zu den Chromitspinellen gehören der Chromit, der Magnesiochromit (MgCr2O4; v. a. in Peridotiten). Selten sind der Vanadiumspinell (Coulsonit), Titanspinell (Ulvit) und Germaniumspinell.
 
Als Spinelle werden auch die sehr zahlreichen künstlichen Kristallverbindungen vom »Spinellentypus« bezeichnet; von diesen sind einige technisch bedeutsam (z. B. Ferrit), weitere sind als Edelsteinimitationen im Handel (Mischkristalle von γ-Al2O3 mit einem Spinell).

Universal-Lexikon. 2012.