Spezial|lager,
Sonderlager, in der SBZ 1945-50 vom NKWD eingerichtete Internierungslager für - nach amtlicher Sprachregelung - »Verhaftete. .., die verbrecherischen Handlungen. .. begangen haben«. Sie dienten der »völligen Isolierung« der (ohne Haftbefehl und Ermittlungsverfahren) Inhaftierten. Weit über die amtliche Zweckbestimmung hinaus wurden neben Aktivisten der NSDAP und ihrer Sonderorganisationen Minderbelastete und Mitläufer, denunzierte missliebige Personen, die den sowjetischen Zielen im Wege standen (Großbauern, Selbstständige, Lehrer, Verleger, Schriftsteller, Wissenschaftler u. a.) oder jugendliche »Werwolfverdächtige« in diesen Speziallagern festgesetzt. Von den 10 beziehungsweise 11 Speziallagern bestanden diejenigen in den ehemaligen nationalsozialistischen KZ Buchenwald und Sachsenhausen (1945-50), in den ehemaligen Kriegsgefangenenlagern Mühlberg/Elbe und Fünfeichen (beide 1945-48), im ehemaligen SS-Straflager Jamlitz bei Lieberose (1945-47) sowie in Torgau (Speziallager »Nummer 10«; 1946-48) am längsten; bis 1947 wieder aufgelöst wurden die Speziallager Berlin-Hohenschönhausen, Frankfurt (Oder), Ketschendorf und Torgau (Speziallager »Nummer 8«).
Bis 1950 waren in den Speziallagern (nach sowjetischen Angaben) über 157 000 Personen, davon über 120 000 Deutsche, inhaftiert, von denen über 42 000 starben (u. a. an Mangelerkrankungen) und auf undefinierten Grabfeldern beerdigt wurden, 756 wurden von sowjetischen Militärgerichten zum Tode verurteilt. Andere Angaben, unterlegt durch Grabungsfunde 1992, gehen von einer weit höheren Anzahl von Inhaftierten und Toten aus. Über 45 000 Personen wurden aus den Speziallagern entlassen, 3 432 Internierte 1950 den DDR-Behörden übergeben und abgeurteilt (u. a. Waldheimer Prozesse).
A. Kilian: Einzuweisen zur völligen Isolierung. NKWD-S. Mühlberg/Elbe 1945-1948 (1992);
B. Prieß: Unschuldig in den Todeslagern des NKWD 1946-1954 (41995);
Sowj. S. in Dtl. 1945 bis 1950, hg. v. S. Mironenko u. a., auf mehrere Bde. ber. (1998 ff.).
Universal-Lexikon. 2012.