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Simultantechnik
Simultantechnik,
 
v. a. in der experimentellen Dichtung angewandte literarische Technik, die die Mehrschichtigkeit von Wirklichkeiten und ihre Verflochtenheit in heterogenste Zusammenhänge zu verdeutlichen sucht, um damit das für die Sprache an sich konstitutive zeitliche Nacheinander einer Geschehniskette zu durchbrechen. Sie sucht keinen Längsschnitt, sondern den Eindruck eines zeitlich-räumlichen Querschnitts zu vermitteln. Mittel sind die Montage simultan ablaufender, aber disparater Wirklichkeitsausschnitte, kurzer Porträts oder Szenen und die collageähnliche Reihung und Einblendung von Realitätssplittern wie Gesprächsfetzen, Stream-of-Consciousness-Passagen, Zitaten, Zeitungsausschnitten oder Schlagzeilen, Werbeslogans, Geräuschen usw. Simultantechnik findet sich v. a. in Romanen, die die Vielschichtigkeit des Großstadtlebens widerspiegeln, wie »Manhattan Transfer« (1925) von J. Dos Passos, »Berlin Alexanderplatz« (1929) von A. Döblin, auch »Ulysses« (1922) von J. Joyce und »Les hommes de bonne volonté« (27 Bände, 1932-46) von J. Romains sowie im Werk Arno Schmidts, aber auch im Drama (z. B. bei B. Strauss, »Kalldewey, Farce«, 1981).

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Si|mul|tan|tech|nik, die (Literaturw.): literarische Technik zur Erfassung der Gleichzeitigkeit verschiedener Ereignisse, die sich räumlich getrennt abspielen.

Universal-Lexikon. 2012.