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Restif de la Bretonne
Restif de la Bretonne
 
[rɛs'tifdəlabrə'tɔn], Rétif de la Bretonne [re'tif-], Nicolas, französischer Schriftsteller, * Sacy (Département Yonne) 23. 10. 1734, ✝ Paris 3. 2. 1806; seit 1755 als Buchdrucker in Paris, gilt als typischer Vertreter des intellektuellen Proletariats der Aufklärung in der Nachfolge J.-J. Rousseaus. Sein vielseitiges, rd. 200 Bände umfassendes Œuvre, in dem sich erotische und moralisierende, realistische und fantastische Elemente durchdringen, steht noch in der Tradition des 18. Jahrhunderts: es reicht vom Briefroman nach dem Vorbild S. Richardsons (»Le paysan perverti ou Les dangers de la ville«, 4 Bände, 1775; deutsch »Der verführte Landmann«, 4 Bände) bis zur Autobiographie, deren schonungslose Selbstanalyse an Rousseau erinnert (»Monsieur Nicolas ou, le cœur-humain dévoilé«, 19 Teile, 1794-97; deutsch »Monsieur Nicolas' Abenteuer im Lande der Liebe«, 3 Bände), doch weisen seine detaillierten Milieuschilderungen, die als kulturhistorische Dokumente gelten, bereits auf den realistisch-naturalistischen Roman. Er erschloss damit sowohl das Landleben (»La vie de mon père«, 2 Bände, 1779; deutsch »Das Leben meines Vaters«) als auch die Pariser Halb- und Unterwelt (»Les contemporaines. ..«, 42 Bände, 1780-85; deutsch »Die Zeitgenossinnen«, 11 Bände) erstmals für die Literatur. Durch die Vermittlung G. de Nervals wirkte R. de la B. als Visionär (»Les nuits de Paris«, 16 Bände, 1788-94; deutsch »Paris. Nächte«) auf die Moderne, v. a. auf die Surrealisten. Er trat auch durch sozialreformerische Schriften (u. a. »Le pornographe«, 1769; deutsch »Der Pornograph«), die P.-J. Proudhon und C. Fourier inspirierten, und durch Sozialutopien (»La découverte australe par un homme-volant«, 4 Bände, 1781; deutsch »Der fliegende Mensch«) hervor.

Universal-Lexikon. 2012.