Polybios,
lateinisch Polybius, griechischer Geschichtsschreiber, * Megalopolis um 200 v. Chr., ✝ um 120 v. Chr.; Sohn des Strategen Lykortas, stand seinem Vater in politischen und militärischen Funktionen im Achaiischen Bund (170/169 als Reiterführer) zur Seite. Nach der Niederlage der Griechen gegen die Römer bei Pydna (168 v. Chr.) wurde er als eine der tausend achaiischen Geiseln nach Italien gebracht. In Rom wurde er Freund des P. Cornelius Scipio Aemilianus (Scipio des Jüngeren) und dessen militärischer Berater im 3. Punischen Krieg. Polybios' Hauptwerk ist eine Universalgeschichte in 40 Büchern über die Zeit von 264 bis 144 v. Chr., von der bis auf die Bücher I-V nur Fragmente erhalten sind. Kern des Werkes bilden die Schilderung der knapp 53 Jahre (220-168), in denen die Weltherrschaft von den Makedonen auf die Römer übergegangen sei, und die Darlegung der Ursachen für den Aufstieg Roms. Polybios erzählt im Stil eines Tatsachenberichts, auf Quellenstudien gestützt, doch sind eigene Reflexionen und Exkurse eingeschoben, so die Schilderung der römischen Verfassung in Buch VI, die er - als gemischte Verfassung - für die bestmögliche hält. Auch Geschichtsphilosoph, hielt er seine »pragmatische Geschichtsschreibung« für besonders nützlich für den künftigen Staatsmann. Polybios zählt zu den bedeutendsten Historikern des Altertums und hat auf die nachfolgende - römische wie griechische - Geschichtsschreibung große Wirkung ausgeübt.
Geschichten, übersetzt von H. Drexler, 2 Bände (1-21978-79); Historien. Auswahl, herausgegeben von K. F. Eisen (Neuausgabe 1990).
G. A. Lehmann: Unters. zur histor. Glaubwürdigkeit des P. (1967);
K. Meister: Histor. Kritik bei P. (1975);
Tassilo Schmitt: Hannibals Siegeszug. Historiograph. u. histor. Studien v. a. zu P. u. Livius (1991);
H. Nottmeyer: P. u. das Ende des Achaierbundes (1995).
Universal-Lexikon. 2012.