Akademik

Polymorphie
Vielgestaltigkeit; Polymorphismus (fachsprachlich)

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Po|ly|mor|phie 〈f. 19; unz.〉 oV Polymorphismus
1. 〈Chem.; Min.〉 Ausbildung verschiedener Kristallformen von Mineralen bei gleicher chem. Zusammensetzung; Sy Heteromorphie
2. 〈Biol.〉 Vielgestaltigkeit ein u. derselben Art von Pflanzen od. Tieren, die je nach der Umgebung ihr Aussehen ändern; Sy Pleomorphismus

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Po|ly|mor|phie [ -morph, vgl. griech. polýmorphos = vielgestaltig], die; -, …phi|en: in der Kristallographie Bez. für die Erscheinung, dass ein Stoff in Abhängigkeit von den Zustandsbedingungen in zwei (Dimorphie), drei (Trimorphie) u. mehr versch. Modifikationen existieren kann, z. B. Eisen (α-, γ-, δ-Fe), Schwefel (α-, β-S8), SiO2 (Quarz, Tridymit, Cristobalit, Stishovit). Vielfach wird Allotropie begrifflich unter P. miterfasst oder aber als Synonym für P. bei chem. Elementen aufgefasst.

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Po|ly|mor|phie, die; -, -n, Po|ly|mor|phịs|mus, der; -, …men:
Vielgestaltigkeit, Verschiedengestaltigkeit.

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I
Polymorphie
 
[zu griechisch polýmorphos »vielgestaltig«] die, -,  
 1) Kristallographie: nach E. A. Mitscherlich Bezeichnung für das Auftreten von zwei oder mehr kristallinen Phasen (Modifikationen) und entsprechenden Kristallformen bei gleicher chemischer Zusammensetzung; bei zwei oder drei Modifikationen auch als Dimorphie beziehungsweise Trimorphie bezeichnet. Beispiele sind Diamant und Graphit, α- und β-Kobalt, α-, γ- und δ-Eisen, α-, β-, γ- und ε-Schwefel. Das Auftreten zweier spiegelbildlich gleicher Modifikationen wird als Enantiomorphie bezeichnet.
 
 2) Sprachwissenschaft: Repräsentation einer grammatischen Kategorie durch mehrere Formen. Im Deutschen kann z. B. die Kategorie »Plural« beim Substantiv u. a. durch die Endungen -en (Frauen) und -er (Kinder), durch Umlaut (Mütter) oder durch Kombination von Pluralendung und Umlaut (Götter) ausgedrückt werden. Die Pluralmarkierung kann auch ganz fehlen (Tanker).
II
Polymorphie
 
[zu griech. polymorphos »vielgestaltig«], bei der objektorientierten Programmierung die »Vielgestaltigkeit« von Basismethoden und vererbten Methoden.
 
Durch Vererbung übernimmt die erbende Klasse zunächst die Methoden der Elternklasse. Das Konzept der Polymorphie gestattet nun die Änderung einer ererbten Methode unter gleichem Namen, ohne dass Konflikte mit der betreffenden Elternmethode auftreten.
 
Ausgenutzt wird die Polymorphie bei der Definition von Basisklassen in einem frühen Stadium der Programmierung. Der Programmierer kann hier die gewünschten Methoden definieren, ohne diese inhaltlich genau auszufüllen. Die auf die Umstände abgestimmte vollständige Programmierung der Methoden erfolgt erst in den abgeleiteten Klassen.

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Po|ly|mor|phie, die; -, Po|ly|mor|phịs|mus, der; - (Fachspr.): Auftreten, Vorkommen in verschiedenerlei Gestalt, in mehreren Formen, Modifikationen, Ausprägungen.

Universal-Lexikon. 2012.