Ọstrau,
tschechisch Ọstrava, Stadt im Nordmährischen Gebiet, Tschechische Republik, Verwaltungssitz des Bezirks Ostrava, an der Oder, nördlich der Mährischen Pforte, 322 100 Einwohner; Bergbauhochschule (seit 1946, gegründet 1849 in Přibram), Planetarium, Besucherstollen. Die Stadt ist Zentrum des Reviers von Ostrau und Karwin, das den Südteil des Oberschlesischen Industriegebietes umfasst, aus dem ein Großteil der tschechischen Steinkohlenförderung stammt. Neben den Schachtanlagen, Kokereien, Hochöfen, Stahl- und Walzwerken Maschinenbau (besonders für den Bergbau), chemische, Baustoff- und Papierindustrie; Eisenbahnknotenpunkt, Flughafen.
Ältestes Baudenkmal ist die Wenzelskirche (13./14. Jahrhundert) mit Netzgewölben aus dem 15. Jahrhundert; ehemaliges Rathaus (17. Jahrhundert, Museum); Salvatorkirche (19. Jahrhundert).
Ostrau wurde 1267 gegründet und befestigt. Ende des 18. Jahrhunderts wuchs die Stadt mit der Entdeckung der Lagerstätten verkokbarer Steinkohle. Ostrau und Umgebung waren bis 1919 dreisprachig (deutsch, tschechisch und polnisch). Die Stadt entstand 1945 aus der Vereinigung von Mährisch-Ostrau, tschechisch Moravská Ostrava (1930: 125 000 Einwohner), und Schlesisch-Ostrau, tschechisch Slezská Ostrava (1930: 22 000 Einwohner). - Im Stadtteil Petershofen (Petrkovice) wurde 1952/53 eine Freilandstation der jüngeren Altsteinzeit mit Grundrissen von drei Behausungen und Herdstellen aufgedeckt. Die zum Teil frei liegende Steinkohle wurde bereits von eiszeitlichen Jägern als Brennstoff benutzt. Eine aus Hämatit geschnitzte weibliche Statuette gehört zum »Statuettenhorizont«, der um 25 000 v. Chr. zwischen Don und Atlantik verbreitet war.
J. Jelinek: Das große Bilderlex. des Menschen in der Vorzeit (a. d. Tschech., 1972);
M. Havrlant: Das Industriegebiet von Ostrava, in: Geograph. Berichte, Jg. 34 (1989).
Universal-Lexikon. 2012.