Neoabsolutismus,
Bezeichnung für das österreichische Regierungssystem 1849-60, das mit der Auflösung des Reichstags von Kremsier (1849) und der (nie in Kraft getretenen) oktroyierten Verfassung sowie deren formaler Auflösung durch das Silvesterpatent von 1851 begann. Das zentralistisch und faktisch absolutistisch agierende System mit seiner Überbetonung von Polizei, Armee und seit dem Konkordat von 1855 auch der katholischen Kirche sowie den Zugriffsmöglichkeiten dieser Institutionen auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens verschärfte einerseits den Konflikt mit dem liberalen, reformorientierten Bürgertum, trug andererseits aber durch die konsequent durchgeführte Bauernbefreiung und das Eintreten für die Industrialisierung zum wirtschaftlichen Aufstieg Österreichs bei. Begünstigt durch die militärische Niederlage Österreichs 1859/60 in Italien (u. a. Magenta, Solferino) wuchs der Widerstand gegen den Neoabsolutismus, der mit dem Oktoberdiplom 1860 und dem Februarpatent 1861 durch ein konstitutionelles System abgelöst wurde.
F. Walter: Die Gesch. der Ministerien 1852-67 (1970).
Universal-Lexikon. 2012.