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Möglichkeit.
Möglichkeit.
 
Allgemein heißt möglich, was sich bestimmt denken und unter gegebenen Voraussetzungen realisieren lässt. In der Philosophie bedeutet Möglichkeit im Unterschied zu Wirklichkeit und Notwendigkeit die reine Denkbarkeit einer Sache und ihre Widerspruchsfreiheit in sich. In der Logik wird die Möglichkeit von der Unmöglichkeit, der Kontingenz und der Notwendigkeit unterschieden.
 
Der Möglichkeitsbegriff wurde schon im Schülerkreis des Sokrates erörtert, besonders von den Megarikern, die ihn auf das im eleatischen Sinne Seiende einschränkten, sodass hier nur das Notwendig-Wirkliche auch Möglichkeit besitzt. Platon bekämpfte diese Auffassung vom Standpunkt seiner Ideenlehre aus, und auch die christlich-mittelalterlichen Philosophen wandten sich gegen sie. In der Naturphilosophie des Aristoteles bezeichnet das ontologische Möglichsein als Potenzialität (Dynamis) das Vermögen, die Wirklichkeit in sich zu gestalten, die Materialursache, im Gegensatz zur Wirklichkeit als Aktualität (Energeia, Akt). Von der Potenzialität wird die Possibilität, das dem Substanziell-Notwendigen anhängende Zufällig-Kontingente (Kontingenz), unterschieden. Während im Denken der Antike und des Mittelalters die logische und die ontologische Bedeutung des Möglichkeitsbegriffs eng verknüpft waren, trat in der Neuzeit ein transzendentallogisch-erkenntnistheoretischer Möglichkeitsbegriff in den Vordergrund. Für I. Kant ist möglich, was der Anschauung wie den Begriffen nach mit den formalen Bedingungen der Erfahrung übereinkommt; für das Wirkliche sind auch die materialen Bedingungen erforderlich. M. Heidegger hat die Frage nach der ontologischen Bedeutung der Möglichkeit neu gestellt.
 
Literatur:
 
N. Hartmann: M. u. Wirklichkeit (31966);
 I. Pape: Tradition u. Transformation der Modalität, Bd. 1: M., Unmöglichkeit (1966);
 K. Jakobi: M., in: Hb. philosoph. Grundbegriffe, hg. v. H. Krings u. a., Bd. 4 (1973);
 G. Seel: Die aristotel. Modaltheorie (1982).

Universal-Lexikon. 2012.