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kritische Theorie
kritische Theorie,
 
Sammelbezeichnung für die von den der Frankfurter Schule zugerechneten Philosophen vertretene, durchaus heterogene Position, die durch eine Verbindung der Prinzipien der abendländischen Vernunftkritik mit marxistischem, soziologischem und psychoanalytischem Gedankengut gekennzeichnet ist. Die kritische Theorie ist somit vorrangig eine Gesellschaftstheorie, die die Lebensbedingungen im Spätkapitalismus untersucht. Ihr zentrales Anliegen ist die »Kritik der instrumentellen Vernunft« (M. Horkheimer), womit das zweckrationale Denken gemeint ist, wie es sich historisch gewachsen heute in den Herrschaftsverhältnissen des Menschen gegenüber Mensch und Natur manifestiert. Ihm entgegengestellt wird die »Dialektik der Aufklärung« als fortschreitender Prozess der Aufhebung der Selbstbeschränkung der Vernunft. Dabei gilt es, den kognitiv-instrumentellen Aspekt der Vernunft zugunsten des moralisch-praktischen und des ästhetisch-expressiven zurückzudrängen.
 
Jüngere Vertreter der kritischen Theorie wie J. Habermas und K.-O. Apel versuchen, auch Erkenntnisse der modernen Wissenschaftstheorie und Sprachphilosophie in die kritische Theorie mit einzubeziehen. Bekannte Auseinandersetzungen, in denen die kritische Theorie und ihre Vertreter eine wichtige Rolle gespielt haben, sind der Positivismusstreit in den Sozialwissenschaften und der Historikerstreit. In der Wissenschaftstheorie der Gegenwart ist die kritische Theorie zu einer wichtigen Gegenposition zum kritischen Rationalismus geworden. Die neue Linke war stark von der kritischen Theorie beeinflusst.
 
Literatur:
 
Alfred Schmidt: Zur Idee der k. T. (1979);
 M. Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft (Neuausg. 10.-11. Tsd. 1992);
 M. Horkheimer: Traditionelle u. krit. Theorie (Neuausg. 1992);
 M. Horkheimer: u. T. W. Adorno: Dialektik der Aufklärung (Neuausg. 32.-36. Tsd. 1994);
 H. Marcuse: Der eindimensionale Mensch (a. d. Engl., Neuausg. 1994);
 J. Habermas: Erkenntnis u. Interesse (111994).

Universal-Lexikon. 2012.