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Kamele
Kamele
 
[mittelhochdeutsch kamel, von mittelgriechisch kámēlos »Kamel«, semitischen Ursprungs], Großkamele, Camelus, Gattung der Kamelartigen mit zwei Arten, dem Dromedar und dem Kamel (Zweihöckriges Kamel, Trampeltier, Camelus ferus), das mit einer Körperlänge von 2,3 bis 3,5 m und einer Körperhöhe (mit Höckern) von 1,9 bis 2,3 m die größte Art der Kamelartigen ist. Das Kamel kommt heute noch als Wildform in kleinen Beständen in Trockenregionen Innerasiens vor. Von ihm stammt das wahrscheinlich im 4. Jahrtausend v. Chr. domestizierte Hauskamel ab. Dieses ist in Zentralasien sehr häufig und dient v. a. als Last- und Reittier, auch als Milch-, Fleisch- und Dunglieferant (Verwendung als Brennstoff); daneben wird die Wolle wirtschaftlich genutzt.
 
Kamele sind äußerst genügsam und widerstandsfähig; ihre große Bedeutung als Reit- und Lasttier ist v. a. in ihrer hervorragenden Anpassung an Wassermangel, große Hitze und extreme Temperaturschwankungen begründet. Die besondere Beschaffenheit der Nasenschleimhaut, deren stark vergrößerte Oberfläche nach einem Gegenstromprinzip arbeitet, ermöglicht, dass nachts der Atemluft Wasser entzogen und tagsüber an sie abgegeben wird. Neben der Vermeidung unnötiger Wasserverluste durch die Atemluft tritt v. a. tagsüber ein Kühlungseffekt auf, der über ein stark verzweigtes Blutgefäßsystem an der Gehirnbasis (»Wundernetz«) das Gehirn kühlt, auch wenn die Körpertemperatur relativ hoch ist; dadurch setzt die mit hohen Wasserverlusten verbundene hypothalamische Wärmeregulation durch Schwitzen erst bei Körpertemperaturen ab etwa 40 ºC ein. Die Nasenschleimhaut trocknet bei zunehmendem Wassermangel immer mehr aus und wird dadurch zunehmend hygroskopisch, sodass die Fähigkeit, der Atemluft Wasser zu entziehen, verbessert wird. Hinzu kommen ein für die Ableitung von Körperwärme günstiges, gering ausgebildetes Unterhautfettgewebe, die Fähigkeit, selbst hohe Flüssigkeitsverluste (bis zu 30 % des Körpergewichts) zu überleben, sowie das enorme Wasseraufnahmevermögen der Kamele: In 10 Minuten können sie bis zu 100 l trinken.
 

Universal-Lexikon. 2012.