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Hirnanhangdrüse
Hirn|anhangdrüse,
 
Hypophyse, veraltet Glạndula pituitaria, Hormondrüse der Wirbeltiere, die eine größere Zahl verschiedener Hormone mit unterschiedlicher Wirkungen produziert. Die Hirnanhangdrüse liegt dem Zwischenhirnboden an und ist in eine Grube in der Mitte der Schädelbasis eingebettet, den Türkensattel (Sella turcica). Über den Hypophysenstiel (Infundibulum) ist sie mit dem Hypothalamus verbunden.
 
Die Hirnanhangdrüse ist sehr klein (z. B. beim Menschen etwa erbsengroß) und besteht aus zwei entwicklungsgeschichtlich, histologisch und funktionell verschiedenen Teilen, der Adenohypophyse und der Neurohypophyse. Die Adenohypophyse ist der hormonproduzierende Teil der Hirnanhangdrüse. Sie gliedert sich in die Pars distalis (Vorderlappen; der größte Teil der Adenohypophyse), die zusammen mit der Pars infundibularis (Trichterlappen) als Hypophysenvorderlappen (HVL) bezeichnet wird, und die Pars intermedia (Zwischenlappen), die direkt der Neurohypophyse anliegt. Diese Gliederung zeigt beträchtliche Abwandlungen innerhalb der Wirbeltierklassen, so fehlt die Pars intermedia z. B. bei Vögeln, Walen und Elefanten oder die Pars infundibularis bei Fischen und vielen Reptilien. - Sekretionsprodukte der Pars distalis (»Vorderlappenhormone«) sind ACTH, Prolaktin, Thyreotropin, Somatotropin, Lipotropin und die hypophysären Gonadotropine. In der Pars intermedia wird Intermedin (seiner Wirkung nach als Melanozyten stimulierendes Hormon bezeichnet) gebildet, das u. a. bei manchen Tieren den Farbwechsel steuert. Aufgrund der Produktion glandotroper Hormone (Thyreotropin, ACTH, Gonadotropine), die eine Steuerungsfunktion für andere endokrine Drüsen besitzen, wird die Adenohypophyse auch als eine »übergeordnete« Hormondrüse bezeichnet. Jedoch steht die Adenohypophyse ihrerseits unter der Kontrolle neurosekretorischer Zellen des Hypothalamus, die über mindestens sieben Hormone, vier abgabestimulierende (Liberine) und drei abgabehemmende (Statine), die Sekretionstätigkeit der Adenohypophyse stimulieren (hypothalamisch-hypophysäres System). Im Unterschied zur Adenohypophyse ist die Neurohypophyse ein reines Neurohämalorgan, das zwei im Hypothalamus gebildete Hormone, Oxytocin und Vasopressin (Adiuretin), speichert und bei Bedarf in die Blutbahn abgibt.

Universal-Lexikon. 2012.