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Ghiberti
Ghibẹrti,
 
Lorenzo, italienischer Bildhauer, Baumeister, Goldschmied und Kunsttheoretiker, * Florenz 1378, ✝ ebenda 1. 12. 1455; zunächst als Goldschmied ausgebildet, dann als Maler in Pesaro tätig. 1402 ging er mit dem Relief »Die Opferung Isaaks« (Florenz, Bargello) als Sieger aus dem Wettbewerb für die zweite Bronzetür des Baptisteriums in Florenz hervor. Zu seinen Konkurrenten gehörten F. Brunelleschi und Jacopo della Quercia. Die stilistisch noch von der Gotik (»Weicher Stil«) geprägte Tür (Nordtür, 1403-24) zeigt auf 28 Feldern Szenen aus dem Neuen Testament sowie die vier Evangelisten und vier Kirchenväter. Auf der 1425-52 von Ghiberti geschaffenen Osttür (»Paradiestür«) des Baptisteriums sind in zehn Feldern Szenen aus dem Alten Testament dargestellt unter Anwendung der Linearperspektive in einer malerisch wirkenden Verbindung von Hoch- und Flachrelief (»Rilievo schiacciato«). Sie ist ein Hauptwerk der italienischen Frührenaissance. Für Or San Michele in Florenz führte Ghiberti drei überlebensgroße Bronzestatuen aus: Johannes der Täufer (1412-16), Matthäus (1419-22) und Stephanus (1425-28). Ab 1420 war er neben Brunelleschi Bauleiter des Florentiner Doms. Von seiner Vielseitigkeit zeugen auch die nach seinen Entwürfen gefertigten Glasfenster, u. a. im Tambour der Kuppel des Doms (1443-45). Goldschmiedearbeiten Ghibertis sind nicht erhalten. - Seine »Commentarii«, in denen er (neben theoretischen Darlegungen) v. a. über die Kunst des Trecento und über sein eigenes Schaffen berichtet, gehören zu den wichtigsten Quellenschriften zur italienischen Kunst. Ghiberti war neben Donatello der bedeutendste Bildhauer der Frührenaissance in Florenz.
 
Literatur:
 
G. e la sua arte nella Firenze del '3-'400, bearb. v. M. Rosito u. a. (Florenz 1979);
 S. Euler-Künsenmüller: Bildgestalt u. Erz. Zum frühen Reliefwerk L. G.s (1980);
 
L. G. nel suo tempo, hg. v. R. Krautheimer, 2 Bde. (Florenz 1980);
 R. Krautheimer:L. G. (Neuausg. Princeton, N. J., 1982);
 B. Nagel: L. G. u. die Malerei der Renaissance (1987);
 T. Krämer: Florenz u. die Geburt der Individualität. G., Brunelleschi, Donatello, Masaccio (1992).
 

Universal-Lexikon. 2012.