Geschichtstheologie,
Bezeichnung für das theologische Verständnis der Geschichte. Die Geschichtstheologie geht davon aus, dass Gott in der Geschichte der Menschen wirksam ist und diese seinem (verborgenen) »Heilsplan« unterliegt, der in ihrem Verlauf immer mehr enthüllt wird und dessen Ziel die Vollendung der Geschichte im Reich Gottes ist. Das Handeln Gottes ist dabei frei und kann nicht direkt als solches erkannt werden. Die Wurzeln der christlichen Geschichtstheologie liegen im geschichtlichen Denken des Alten Testaments, das keine Trennung zwischen Profan- und Heilsgeschichte kennt. Dem eschatologischen Denken des Neuen Testaments gilt Jesus Christus als die »Mitte der Geschichte«, deren Ende die christlichen Gemeinden des 1. Jahrhunderts in seiner nahen Wiederkunft (Parusie) erwarteten. Den ersten groß angelegten Entwurf christlicher Geschichtstheologie legte Augustinus mit seinem Hauptwerk »De civitate Dei« vor. Im 12. Jahrhundert schuf Joachim von Fiore mit seiner Lehre von den drei Zeitaltern einen weiteren umfassenden Entwurf christlicher Geschichtstheologie. Das 20. Jahrhundert brachte eine Erneuerung der Geschichtstheologie v. a. durch K. Barth und O. Cullmann. Ein säkularisierter geschichtstheologischer Entwurf liegt in E. Blochs »Prinzip Hoffnung« vor.
H. U. von Balthasar: Theologie der Gesch. (Einsiedeln 61979).
Universal-Lexikon. 2012.