Brahmanen
[zu Brahman], die Mitglieder der obersten Kaste der Hindugesellschaft.
Seit den ältesten Zeiten haben die Brahmanen in Indien als Priester, Dichter, Gelehrte und Politiker eine hervorragende Stellung eingenommen und großes religiöses Ansehen genossen. Das Leben eines Brahmanen gliedert sich dem traditionellen Ideal nach in vier Stufen (Ashramas): die des Schülers der Veden (Brahmacarin), die des Hausherrn (Grihastha), die des Waldeinsiedlers (Vanaprastha) und die des Asketen oder Bettelmönches (Samnyasin, Sannyasin), der Hab und Gut aufgegeben hat und sich in mystischer Schau in das Brahman versenkt. Die Brahmanen haben sich von der oberen Gangesebene aus, ihrem vermutlichen Ursprungsgebiet, über ganz Indien verbreitet. Außer Rassen- und Sprachverschiedenheit haben Unterschiede der religiösen (Schul-)Richtung, des religiösen Zeremoniells, der Ernährung und der Beschäftigung die Bildung und Abschließung von Untergruppen bewirkt. Den höchsten Rang innerhalb der Kaste nehmen die Gelehrten (Pandits) ein; weniger geachtet sind die, welche sakrale Funktionen in Tempeln, an Wallfahrtsplätzen und bei Leichenverbrennungen ausüben. Jedoch leben nur verhältnismäßig wenige Brahmanen von religiösen Verrichtungen. Viele sind im Rechtswesen, in der Verwaltung, im Handel beschäftigt, sind Landeigentümer oder auch Polizisten und Soldaten. Doch genießen sie in jedem Beruf die Achtung, die ihrer Kaste als solcher gezollt wird. (Kaste)
Universal-Lexikon. 2012.