böser Blick,
Volksglaube: bestimmten zauberkundigen Personen zugeschriebene vermeintliche Fähigkeit, durch den Blick Menschen (v. a. Kindern und Wöchnerinnen) und Tieren Schaden zuzufügen oder Dinge (z. B. Waffen oder Lebensmittel wie Bier und Milch) zu beschädigen oder zu verderben. Der Glaube daran, seit dem Altertum bei vielen Völkern verbreitet, beruht auf der Vorstellung, dass das menschliche Auge magische Kräfte besitzt; Anlass für den Glauben sind oft Deformationen des Auges (z. B. Triefauge). - Im Märchen besitzen Riesen und Hexen den bösen Blick; Zauberer und Dämonen üben durch ihn die ihnen innewohnende Macht aus. Als Abwehrzauber und Schutz gelten v. a. Amulette erotische Natur (z. B. Phallusbilder der Antike) oder Amulette von Gottheiten oder Heiligen, besonders aber aufgemalte Augen, um durch den Gegenblick zu bannen, sowie abwehrende oder obszöne Gebärden (ausgestreckte Hand oder Durchstecken des Daumens zwischen Zeige- und Mittelfinger), auch in der Form gemalter oder plastischer Darstellungen.
S. Seligmann: Der b. B. u. Verwandtes (1910, Nachdr. 1985).
Universal-Lexikon. 2012.