Ạnzengruber,
Ludwig, österreichischer Schriftsteller, * Wien 29. 11. 1839, ✝ ebenda 10. 12. 1889; war Buchhändler, Schauspieler an Wanderbühnen, Kanzlist bei der Wiener Polizei und seit 1871 freier Schriftsteller, seit 1882 Redakteur eines Wochenblatts, dann des Witzblatts »Figaro«. - Anzengruber ging in seinen Dramen vom Wiener Volksstück aus, das er in zeitgemäßer Realistik weiterbildete. Seine lebensnahen Bauerndramen und -komödien, in denen er sich gegen moralische und religiöse Engherzigkeit wandte, gelten als Vorstufe des Naturalismus (»Der Meineidbauer«, 1871; »Der G'wissenswurm«, 1874). Kraftvoll-realistisch sind auch seine Kalendergeschichten und Dorfromane (»Der Schandfleck«, 1877, umgearbeitet 1884; »Der Sternsteinhof«, 1885), weniger Erfolg hatten einige Gesellschaftsstücke. Anzengruber war besonders von L. Feuerbachs Weltanschauung beeinflusst.
Weitere Werke: Dramen: Der Pfarrer von Kirchfeld (1871); Die Kreuzelschreiber (1872); Das vierte Gebot (1877).
Erzählungen: Dorfgänge (1879).
Ausgaben: Sämtliche Werke, herausgegeben von R. Latzke und O. Rommel, 15 Bände (1920-22); Anzengrubers Werke, ausgewählt und herausgegeben von M. Kuhne, 2 Bände (1971).
F. Baumer: L. A. Volksdichter u. Aufklärer. Ein Lebensbild (1989);
Universal-Lexikon. 2012.