Aus|t|ra|lo|pi|the|ci|nen <Pl.> (Anthropol.):
Unterfamilie der Hominiden, zu der die Gattung Australopithecus gehört.
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Australopithecinen
[zu lateinisch australis »südlich« und griechisch pithe̅́keios »affenartig«], die afrikanische Hominidengattung Australopịthecus, erstmals von R. A. Dart 1925 beschrieben (Taung).
Das zeitliche Auftreten dieser in Südafrika (Taung, Sterkfontein, Makapansgat, Swartkrans, Kromdraai) sowie in Ostafrika (Olduvai, Peninj, Garusi, Ileret, Koobi Fora, Baringo, Kanapoi, Kanam, Lothagam, Omo und in den 1970er-Jahren Hadar/Afar und Laetoli) nachgewiesenen, ersten sicheren Hominiden ist auf etwa 4 Mio. bis 0,7 Mio. Jahre vor der Gegenwart einzugrenzen. Die Zuordnung älterer Fossilien (Lothagam, Kanapoi, Lukeino) sowie auch außerafrikanische Funde zu den Australopithecinen ist umstritten.
Die Australopithecinen weisen verschiedene Entwicklungslinien auf, die auf eine gemeinsame Wurzel zurückgehen. An der Basis steht die 1978 von D. C. Johanson, T. White und Y. Coppens beschriebene, in Laetoli und Hadar/Afar nachgewiesene Spezies Australopithecus afarensis des ältesten Vertreters der Hominiden (bekanntestes Fossil: »Lucy«). Im Übergang vom Plio- zum Pleistozän bildete sich in Ost- und Südafrika die grazile, kleinwüchsige Art Australopithecus africanus heraus, die wohl schon im Unterpleistozän ausstarb. Über weite Zeiträume gleichzeitig und in denselben Gebieten lebend, existierten robuste und hyperrobuste Formen: Australopithecus robustus (früher Gattung Paranthropus) in Südafrika und Australopithecus (früher Zinjanthropus) boisei in Ostafrika, die im unteren Mittelpleistozän ausstarben.
Morphologisch zeigen die Australopithecinen ein Mosaik aus pongiden (menschenaffenartigen) und hominiden Merkmalen. Sie waren bereits bipede (zweibeinig aufrecht gehende) Läufer; die Frage des Werkzeuggebrauchs ist umstritten. Die genannten pleistozänen Australopithecinen stellen wahrscheinlich eine phylogenetische »Sackgassenentwicklung« dar, da die entschieden höher entwickelte weitere Spezies Homo habilis als Zwischenglied der basalen Hominiden (Australopithecus afarensis) und der echten Menschen (Euhomininen) gilt.
1995 wurden die Funde des bisher ältesten bekannten Australopithecus veröffentlicht. Die bei Kanapoi und Allia Bay nahe dem Turkanasee, Kenia, entdeckten Knochenreste verschiedener Individuen werden auf 3,9-4,2 Mio. Jahre datiert: Australopithecus anamensis soll ein direkter Vorfahr von Australopithecus afarensis sein. Schienbein und Oberarmknochen beweisen den aufrechten Gang, Kiefer und Zähne entsprechen dagegen eher einem älteren Entwicklungsstand.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Australopithecinen: Die ersten Hominiden
Primaten: Die stammesgeschichtliche Entwicklung
Universal-Lexikon. 2012.